1. Deus ex machina Teil 06


    Datum: 28.09.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byUnfein

    ... eigenen Datenbanken, aber sie konnte durchaus etwas Rechenzeit entbehren und dem Bike eine Art rudimentäres Bewusstsein verleihen, etwa wie bei einem höheren Säugetier. Dann konnte es im gewissen Umfang sogar selbstständig agieren. Der Entwicklungsprozess würde zwar etwas dauern, aber den Gedanken, wie Simon Pratt, eine Art eigenes Haustier zu besitzen, fand sie äußerst reizvoll.
    
    Also schickte sie einige ihrer Nanobots auf die Reise ins Innere der Maschine, um die Entwicklung einzuleiten. Des Weiteren wies sie ihre kleinen Helfer an Bord des Schiffes an, eine ganz besondere Drohne zu bauen, die sie später in das Bike einsetzen würde. Diese würde das Gehirn bilden.
    
    Dann machte sie sich auf den Weg zu ihrem „Date".
    
    Sie war reichlich nervös, als sie schließlich vor dem Haus von Alexander Tanner stand.
    
    In den unzähligen Chats und Mails auf der Erotikplattform hatten sie sich gegenseitig bis aufs Letzte offenbart, mehr oder weniger hatte jeder von ihnen einen vollständigen Seelenstrip vollzogen. Sie kannte all seine Wünsche, Hoffnungen, Begierden, Fetische. Er war ihr im virtuellen Raum sehr vertraut geworden.
    
    Das einzige, was sie ihm nie gegeben hatte, war ein Bild von ihr. Schlicht, weil sie damals noch keinen Körper gehabt hatte. Sie hätte ihm natürlich Fotos von anderen Frauen schicken können, aber das wollte sie nicht. Erstaunlicherweise hatte er es akzeptiert. Sie wusste, wie er aussah, aber für ihn war es buchstäblich ein Blind Date. Selbst, als sie ihn vom ...
    ... Schiff aus kontaktiert hatte, war die visuelle Aufzeichnung von ihrer Seite aus unterdrückt gewesen.
    
    ´Aber wie wird es nun sein, ihm leibhaftig gegenüberzustehen?´, fragte sie sich.
    
    Es gab so viele Parameter, so viele Unwägbarkeiten.
    
    ´Vielleicht findet er mein jetziges Aussehen und meine überdimensional proportionierten Geschlechtsteile abstoßend? Nur weil sie Greg in dieser Gestalt gefiel, musste es ja nicht heißen, dass sein Geschmack ähnlich war.´
    
    Selen hasste unvorhersehbare Ereignisse, aber die Antworten auf ihre Fragen würde ihr nur das Treffen selbst geben.
    
    Sie seufzte und betätigte das Sensorfeld neben der Tür, dabei blickte sie hinauf zu der kleinen, nahezu unsichtbaren Überwachungskamera und setzte ein freundliches, unverbindliches Lächeln auf.
    
    Nur wenige Sekunden später ertönte der Türsummer und sie trat ein.
    
    Jetzt war es soweit. Selen war aufgeregt wie ein junges Schulmädchen.
    
    Noch im Flur kam er ihr entgegen. Wenn die Androidin ein menschliches Herz besäße, hätte es in diesem Augenblick vermutlich wie verrückt geklopft.
    
    Alexander hatte sich überhaupt nicht verändert, stellte sie fest. Er sah immer noch genauso aus wie auf den Holos, die er ihr vor Jahren geschickt hatte. Vielleicht war sein Haar etwas schütterer geworden und er hatte ein paar Fältchen mehr, aber das war auch schon alles. Der Programmierer trug eine dünne, beigefarbene Stoffhose, die etwas verknittert war und ein einfaches, schwarzes T-Shirt mit dem Abbild von Einstein, ...
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