1. Die Vertreibung aus dem Paradies 02


    Datum: 29.09.2018, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byRomeoReloaded

    Das erste Mal im Scheunenrat
    
    „Guck hier." Manne trat gekonnt gegen die dicke Säule. „Das Ding ist stabil wie nur was. Fast so hart wie mein Schwanz! Wir ham kein Problem mit der Statik."
    
    So ging das jetzt schon die ganze Zeit, seit Maria den Scheunenrat dazu bewogen hatte, Adam mal zu Wort kommen zu lassen.
    
    „Wer biste überhaupt und warum biste hier?", wollte eine dürre Punkerin mit gelbblonder Igelfrisur wissen.
    
    „Er gehört zu mir." Maria schwang ihr Bein über seins. Sie hielt David auf dem Arm, wiegte ihn sanft.
    
    „Das Problem ist nicht die Säule", erklärte Adam geduldig, „und auch nicht die Decke."
    
    „Sondern?" Manne in seinem üblichen herausfordernden Ton.
    
    „Die Verbindung zwischen beiden. Man nennt das Durchstechen. Wie wenn man ein dünnes Brett auf Nägel stellt und dann drücken sich die Nägel durch das Brett und es rutscht runter. Oder eben in eurem Fall: Die Säule bleibt stehen, die Decke bleibt in sich heil, aber die Decke kommt um die Säule herum runter."
    
    „Durchstechen, hm? Die Säule fickt die Decke, hm?" Manne guckte an dem Pfeiler hoch. Ihm gefiel bloß der Spruch.
    
    „Und was sollen wir deiner Meinung nach tun?", fragte die dürre Punkerin schnippisch.
    
    Adam seufzte innerlich erleichtert auf. Jetzt hatten sie immerhin mal angefangen zu akzeptieren, dass sie ein Problem hatten. Er erklärte ihnen, wie man die Decke durch zusätzliche Träger besser verankern könnte.
    
    Wieder gab es sofort Gegenwehr, denn natürlich hatten sie kein Geld für sowas. ...
    ... Darüber wolle er ja reden, versuchte Adam anzubringen. Wie man an das nötige Geld kommen könne. Ob er im Namen der Stadt spreche, fragte jemand.
    
    „Nicht offiziell", gab Adam zu, „bisher ist das meine eigene Initiative. Aber ich kann jemand vom Stadtplanungsamt einladen, wenn das für Euch okay ist."
    
    „Ich dachte, du arbeitest selber da?", fragte Maria erstaunt.
    
    „Ich arbeite für das Amt, aber als externer Berater. Ich gehör zu einem Ingenieurbüro."
    
    „Wir lassen uns nicht reinreden. Das Scheunentor gehört uns!" Die Punkerin verschränkte die Arme vor der Brust.
    
    Trotz der markigen Sprüche war ihnen nicht mehr wohl beim Blick zur Decke. Adam bekam das Okay, jemand Offizielles anzuschleppen. „Wir müssen die Stadt überzeugen, dass es besser ist, euch zu helfen, bevor es einen Riesenskandal gibt", war Adams Vorschlag, der als Marschrichtung für die Gespräche beschlossen wurde.
    
    Die Runde löste sich auf, vor allem die Männer zog es nach nebenan in die Kneipe. Adam und Maria gingen gemeinsam auf den Hof. Der Himmel war klar. Nur kleine Pfützen, in denen sich das orange Licht der tiefstehenden Sonne spiegelte, zeugten noch vom vorangegangenen Regen. Maria schlug gleich den Weg zu ihrem Wohntrakt ein. Er blieb stehen, sog die Luft ein. Es roch nach feuchtem Gras.
    
    „Was ist?" Maria drehte sich zu ihm um. „Du bleibst doch noch?"
    
    „Ich weiß nicht, Maria. Vielleicht ist das nicht so gut."
    
    „Ach komm. Soweit ich mich erinnere, fanden wir es letztes Mal beide ziemlich gut. Nein ...
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