1. Random Shorts - Zimmerservice


    Datum: 04.03.2018, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byKojote

    Zimmerservice
    
    Betreuung mit Zufriedenheitsgarantie
    
    © 10/2008 Coyote/Kojote/Mike Stone
    
    Nachdem ich nachhaltig überzeugt wurde, dass eines meiner frühen Fragmente eigentlich gar nicht so übel ist und man es auch durchaus als abgeschlossene Geschichte betrachten kann, kommt es hiermit unter neuen Titel als Kurzgeschichte ohne geplante Fortsetzung.
    
    „Oh Gott!", stöhnte Mara nach einem Blick auf den Dienstplan. „Ich habe Südamerika."
    
    Mitleidiges Gemurmel erklang in den Reihen der anderen Zimmermädchen. ‚Südamerika' war der interne Begriff für die Suite im zweitobersten Stockwerk, die im südamerikanischen Stil eingerichtet war. An sich gab es zwischen dieser Suite und den anderen Zimmerfluchten mit den Namen von Kontinenten keinen nennenswerten Unterschied bezüglich des Arbeitsaufwandes. Momentan war in ‚Südamerika' allerdings ein besonderer Gast einquartiert. Ein ungewöhnlich anspruchsvoller Gast.
    
    „Südamerika ist doch schön", sagte eine der neuen Angestellten irritiert. Sie war noch dabei, den ordnungsgemäßen Sitz ihrer Garderobe zu überprüfen. „Ich mag vor allem die Gemälde."
    
    „Es geht nicht um die Einrichtung, Kleines", versetzte Clarissa, eines der erfahreneren Zimmermädchen, belehrend. „Es geht um Senor Coregaz, den Gast."
    
    „Wieso?", fragte die Neue verwundert nach. „Was ist denn mit dem?"
    
    „Er ist...", setzte Clarissa an, wurde jedoch von ihrer langjährigen Kollegin Lea unterbrochen:
    
    „Schwierig, Kleines. Er ist schwierig."
    
    Clarissa sah Lea ...
    ... kurz mit gerunzelter Stirn an. Deren verschwörerisches Augenzwinkern entging der jungen Anfängerin allerdings völlig. Die zupfte noch ein wenig an ihrem schwarzen Kleidchen und blickte erst wieder auf, als Lea weitersprach.
    
    „Du weißt ja sicherlich, dass wir in den obersten Stockwerken jedem Wunsch nachkommen müssen."
    
    Obwohl es eine rhetorische Frage war, denn jedes Zimmermädchen kannte diese Regel, nickte die junge Frau, deren Namensschildchen sie als Julie auswies. Mit einem Schulterzucken antwortete sie:
    
    „Ein bisschen mehr Rennerei, aber wenigstens geht der Tag schnell herum."
    
    Ungläubiges Gemurmel wurde unter den anderen Angestellten laut, doch ein kurzes Zischen und ein warnender Blick von Lea brachte es schnell zum Verstummen. Die 28jährige war eine der ältesten Angestellten in diesem Bereich und niemand wollte es sich mit ihr verscherzen.
    
    „Wenn du das so läppisch findest, dann kannst du ja Maras Bereich übernehmen und sie kümmert sich um deinen Teil", schlug sie vor.
    
    „Ich darf doch da oben noch gar nicht arbeiten."
    
    „Also traust du dich doch nicht, hm?"
    
    Leas Tonfall war eindeutig provozierend und abfällig und ihr Gegenüber reagierte darauf leicht beleidigt:
    
    „Doch natürlich ..."
    
    Bevor sie weitersprechen konnte, entfernte Lea das Täfelchen mit dem Namen von Mara von seinem Platz auf dem Schichtplan und tauschte es gegen das von Julie aus.
    
    „Das ist gut, denn aus welchem Grund auch immer haben die Hausdame und die Geschäftsleitung offenbar ...
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