Die einsame Highland Farm - Mai 23
Datum: 11.05.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: JoeMo619
... zustimmt und sein Angebot erneuert, bin ich gern bereit, Dich bei der Finanzierung und Umsetzung zu unterstützen."
Jetzt strahlte mich Mary an. "Ich hatte verstanden, dass Deine Firma in Konkurs gegangen ist. Hast Du trotzdem so viel Geld?"
Ich lachte laut auf. "Eigentlich noch schlimmer, Mary. Meine Scheidung kam da noch obendrauf. Ich lebe derzeit von den Mieteinnahmen meiner beiden ererbten Häuser in England. Davon könnten wir unter den hiesigen Möglichkeiten auch zu zweit leben, aber nicht die notwendigen Investitionen und das so genannte Working Capital aufbringen." Ich trommelte mit den Fingern der linken Hand auf den Tisch. "Nein, wir müssen hier eine richtige Projektfinanzierung aufbauen. Aber das kann ich und habe auch die richtigen Kontakte in London."
Ich deutete mit der Kugelschreiberspitze auf den Punkt der Mitarbeiter. "Das ist meiner Meinung nach der kriegsentscheidende Punkt." Bei dem Stichwort 'Krieg' zuckte Mary unmittelbar zusammen. "Ich habe verstanden, dass Du mit Absicht hier in die menschenleere Einsamkeit gegangen bist. Warum auch immer. Aber mit diesem Konzept würden zwangsweise Männer und Frauen, möglicherweise auch Kinder nach Durran Estate kommen und hier wohnen wollen und müssen. Es entsteht also eine eigene, kleine Community. Die Frage, die Du beantworten musst, ist, ob Du dies willst."
Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück, nahm einen tiefen Schluck aus meinem Kaffeebecher und schaute Mary still, aber durchaus herausfordernd ...
... an.
"Vor drei Tagen hätte ich spontan auf diese Frage mit einem klaren 'Nein' geantwortet", begann Mary sehr zögernd. "Ich erzähle Dir nachher meine Geschichte und warum ich hier bin. Sie wird Dich wahrscheinlich schockieren. Und danach kannst oder musst Du entscheiden, ob Du mich so liebst, dass wir möglicherweise eine gemeinsame Zukunft haben."
Für einen fast unerträglich langen Moment herrschte absolutes Schweigen. Mary blickte mit suchendem Blick durch die Küche und war augenscheinlich nicht in der Lage, mich anzuschauen. Ich merkte, wie in ihrem Kopf eine Art Revolution vor sich ging.
"Du bist hier wie ein pitschnasser Engel auf meiner Farm aufgetaucht. Mitten im Unwetter. Und ich habe mich gefreut, dass Du - so unbekannt Du mir auch warst - hier um Schutz und Hilfe nachgesucht hast. Zum ersten Mal seit vielen Jahren hatte ich plötzlich keine Angst mehr vor einem fremden Menschen. Im Gegenteil!" Mary machte wieder eine bedeutungsschwere, lange Pause. "Es könnte sein, dass ich tatsächlich in dieser Einsamkeit wieder menschenfähig geworden bin." Jetzt blickte sie mich frontal an und strahlte wie ein junges Mädchen. "Und Du bist mein Erzengel, der mich aus der Einsamkeit herausführt."
Ich nickte bedächtig. Mary musste in ihrer Zeit im Armeekrankenhaus tatsächlich traumatische Erlebnisse gehabt haben. Insofern war ich sehr neugierig geworden, ob sie mir - wie versprochen - im Verlauf des Abends darüber mehr erzählen würde. Ich nahm mir aber fest vor, sie nicht zu ...