Die einsame Highland Farm - Mai 23
Datum: 11.05.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: JoeMo619
... Pandemie gestorben und hatte mir die Häuser als Alleinerben vererbt.
Die ganzen langen und in diesem Jahr extrem regnerischen Wintermonate hatte ich in meinem Apartment - das Familienhaus war im Zuge der Scheidung an meine Ehefrau gegangen - gesessen und gegrübelt, wie ich denn die zweite Hälfte meines Lebens wieder erfolgreich gestalten könnte. Aber selbst in langen, alkoholschwangeren Diskussionen mit den wenigen echten Freunden, die mir nach der Doppelkatastrophe noch verblieben waren, war mir keine zündende Idee gekommen. Nach dem deprimierenden Weihnachtsfest hatte aber mein Freund Lee Philips mir auf der Silvesterparty 'einen Floh ins Ohr gesetzt'.
"Du bist doch lange Jahre mit Begeisterung durch die Berge gewandert. Warum machst Du Dich nicht auf eine richtig herausfordernde Wanderung? Es gibt keine Firma mehr, die auf Dich wartet. Und Familie ohnehin nicht. Mach Dich auf einen selbst gewählten Weg! Natur und Wind machen Deinen Kopf frei. Dann bekommst Du frischen Mut und neue Ziele!" Ich musste Lee zustimmen, in der Tat hatte ich mir viel zu viele Jahre keine vernünftige Erholung gegönnt, erst recht nicht zur zeitgleichen körperlichen und geistigen Erfrischung. So stand ich nun Mitte März in Stranrear am äußersten Südwesten Schottlands und machte mich, professionell gekleidet und ausgerüstet, auf den Weg Richtung Norden. Ich liebte Schottland von früheren Urlaubsreisen und hatte es bedauert, dass meine Ehefrau lieber wärmere und sonnenreichere Urlaubsziele im ...
... Süden bevorzugt hatte. Jetzt musste ich keine Rücksicht mehr darauf nehmen. Meine Wanderroute hatte ich für den ersten Abschnitt detailliert geplant. Ich wollte die gesamte schottische Westküste bis zu dem geheimnisvollen Ort Durness im äußersten Nordwesten wandern, von dem ich gehört und gelesen hatte, dass es dort einen 'John Lennon Memorial Garden' gab, ein mehr als ungewöhnlicher Ort für den großen, viel zu früh gestorbenen Beatle. Dann wollte ich Richtung Osten über Schottlands nördlichsten Punkt in Dunnet's Head bis zum Ausgangs- oder Zielpunkt aller Trans-UK-Wanderungen in John O'Groats marschieren. Die weitere Route würde ich dann unterwegs entscheiden. Ich überlegte sogar, von diesem Standort aus den langen Weg bis runter nach Land's End in Cornwall zu marschieren.
"Schauen wir mal", hatte ich zu Lee Philips bei unserem letzten Abend im Pub gesagt. "Du hast als einer der wenigen echten Freunde meine neue Mobilnummer. Kannst ja mal anrufen, wie es mir geht."
Lee versprach, dies zu tun.
Ich brauchte fünfundvierzig mehr oder weniger lange Wandertage, um die rund eintausend Kilometer von Stranrear bis John O'Groats zurückzulegen. Ich war gut eingelaufen, als ich dies gesetzte Etappenziel erreicht hatte, hatte ich viele interessante Menschen und eine unglaubliche Gastfreundschaft gerade in den kleineren schottischen Orten kennengelernt und fühlte mich trotz des teilweise regnerischen Wetters unterwegs zum ersten Mal seit vielen Jahren frisch, fit und gut erholt. ...