Die einsame Highland Farm - Mai 23
Datum: 11.05.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: JoeMo619
... John ist mit seinem Auto durch einen versteckten Sprengsatz regelrecht auseinandergerissen worden. Man hat nur noch Einzelteile von ihm gefunden und für den Heimtransport in eine Kiste gepackt. Ich habe drei Tage wie hysterisch geweint. Bin sehr gut betreut worden, die Armee hat hervorragende Spezialisten für traumatische Erlebnisse, auch oder gerade in den Feldlazaretten. Mein Betreuer, der mich gerade wieder aufgebaut hatte, ist dann vier Wochen später bei einem ganz merkwürdigen Unfall ums Leben gekommen. Und dann hat es diesen berühmt-berüchtigten Raketenangriff der Taliban auf unser Lager gegeben, bei dem meine liebste Kollegin tödlich verletzt worden ist. Was niemand wusste, wir hatten ein heimliches, aber sehr intensives Verhältnis miteinander."
Mary zuckte mit den Schultern und stützte ihr Kinn auf ihre vor ihr aufgestellten Hände. "Und dann bin ich regelrecht durchgedreht. Nicht unbedingt wegen des Todes von so lieben Kameraden. Ich verlor zusätzlich in den Tagen auch zwei schwer verletzte Patienten, die eigentlich keine Überlebenschance hatten. Nein, das Schlimme war, dass ich das Gefühl bekam, zu einer Walküre zu werden. Also einer von Wotans Waffenfrauen, deren Anblick für den Sehenden eine Todesnachricht war. Das war zu viel für mich."
"Was ist dann passiert?"
"Ich bin mit einem Krankentransport zügig heim geflogen worden, hier dann erst einmal mental-medizinisch behandelt worden, wobei ich eigentlich nicht selbstmordgefährdet war. Ich wollte nur ...
... nicht mehr mit Menschen zu tun haben."
"Und wie bist Du dann hierher gekommen?"
"Mein Vater und Lord Robert sind Schul- und Studienkameraden. Erst in Gordonstoun im Internat und dann an der Universität Cambridge, mein Vater Kernphysiker, Onkel Robert Chemiker. Beide haben auch in Cambridge promoviert. Als ich dann meinem Vater von meinem Wunsch erzählte, irgendwo im schottischen Norden ein einsames Croft für mich zu suchen, hat er Onkel Robert angerufen. Und das hat mich auf die Farm hier gebracht. Eigentlich mit allen Freiheiten, die ich wollte." Mary atmete tief durch. "Das war vor vier Jahren. Und ich habe mich mit meinem Leben hier zunehmend wohl gefühlt, konnte persönliche menschliche Kontakte auf ein Minimum reduzieren. Nach einem halben Jahr habe ich dann wenigstens eine Satelliten-Internetanschluss installieren lassen, um nicht total von dieser Welt fort zu sein."
Mary stand plötzlich auf, ging um den Küchentisch, beugte sich zu mir herab und gab mir einen ihrer unendlich warmen und zärtlichen Küsse. "Und anscheinend sind in diesen vier Jahren dank der Kraft der schottischen Natur meine seelischen Wunden verheilt. Und der Himmel schickte mir mitten in einem Sturmregen einen Engel, damit ich wieder lieben kann."
Ich hatte einen dicken, fetten Kloß im Hals und wusste in diesem Moment nicht, was ich sagen sollte. Es war die schönste Liebeserklärung, die ich je in meinem Leben erfahren hatte. Und das von einer Frau, die in ihrem immer noch jungen Leben sehr viel ...