Krieg und Liebe: Henschels Rückkehr
Datum: 21.05.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: JoeMo619
... Patronatschaft wären Una und mein Sohn heute nicht hier."
"Das war mir eine Pflicht und eine Freude, meinem Freund zu helfen, lieber Andreas. Und Una hat sich schnell und gut in meine Familie eingefügt. Ich habe ihr erlaubt, meine ganze Familie mit ihrem beachtlich großen Wissen zu unterrichten. Besonders die größeren Jungen, aber auch die Mädchen haben regelrecht Unterricht von ihr bekommen. Jeden Tag. Sie war quasi unsere Hauslehrerin. Sicherlich ungewöhnlich für eine Afrikanerin in einem arabischen Haushalt, aber sie hat das meisterhaft gemacht."
Ich holte tief Luft. Mein erster Eindruck, dass meine zurückgewonnene Lebensgefährtin und Geliebte sich in den vier Jahren persönlich stark entwickelt hatte, bestätigte sich durch Muhammad Alis Bericht.
"Das zur menschlichen Seite der letzten vier Jahre", setzte Ali fort. "Jetzt zur materiellen: unser Arrangement, die Villa Henschel als unseren Familienbesitz zu übernehmen, hat sich nach einigen Wirren und einer Reihe von bürokratisch-rechtlichen Auseinandersetzungen tatsächlich bewährt. Dein ehemaliges Heim gehört jetzt - mit britischer Grundbesitzurkunde gesichert - offiziell mir und meiner Familie. Wäre sie noch nach dem Einmarsch der Briten in Deinem deutschen Besitz gewesen, hätte die Militär- und Kolonialverwaltung die Villa genau wie das Jagdschloss Eures Kaisers und anderen deutschen Besitz beschlagnahmt und unter sich aufgeteilt. In der Kaiservilla residiert heute die britische Verwaltung und ihre Polizei." ...
... Muhammad Ali schaute mich nun direkt an, ohne mit der Wimper zu zucken. "Ich nehme stark an, dass Deine Rückkehr nach Kigoma unter den heutigen Umständen nicht mehr möglich oder von Dir gewünscht ist?"
Ich nickte. "Die britische Verwaltung von Tanganjika lässt mich garantiert nicht einreisen, geschweige denn, dort wieder zu leben und zu arbeiten. Außerdem haben sie ihre eigenen Leute für die Eisenbahn und brauchten keine feindlichen Experten, die auch noch gegen sie gekämpft haben."
"Das sehe ich auch so, eine sehr realistische Einschätzung. Und deshalb mache ich jetzt einen Vorschlag: ich habe in meinem ganzen Kaufmannsleben mich nie an fremdem Eigentum vergriffen." Er griff hinter sich, zog eine lederne Tasche herbei, die wie ein Arzttasche aussah, öffnete sie und holte drei anscheinend schwerere Leinensäcke hervor, die er auf den zwischen uns stehenden Tisch stellte. Dann schaute er mich wieder frontal an. "Ich besitze heute in Kigoma praktisch Dein gesamtes materielles Vermögen, da es mir gelungen war, eine Plünderung oder Beschädigung Deines Hauses auf geschickte Weise zu verhindern. Den einzigen Besitz, den Una neben ihren persönlichen Kleidungsstücken nach Lumbo mitgebracht hat, sind ihre ihr heiligen Wissensbücher." Muhammad Ali schaute mich nun bedeutungsvoll an. "Wir waren nie in den Lage, einen Handel oder einen Kauf Deines in der Kriegsnot zurückgelassenen Besitzes einschließlich Deiner Villa zu vereinbaren. Aus diesem Grund habe ich eine Gesamtschätzung ...