Krieg und Liebe: Henschels Rückkehr
Datum: 21.05.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: JoeMo619
... und ein Angebot für die gewünschte Unterstützung abgegeben. So ausgestattet nahm ich das routinemäßig die Küste auf- und abfahrende Postschiff von Lumbo nach Lourenço Marques und verließ zum ersten Mal seit meiner Ankunft meinen Arbeitsplatz und meine Familie.
Una verabschiedete sich ganz lieb von mir, hör- und fühlbar besorgt. "Bleibe nicht so lange fort wie beim letzten Mal. Wir brauchen Dich hier!"
"Ist kein Krieg, meine Liebe. Ich habe keine Uniform an und führe keine Waffen mit mir."
Es war eine langsame Reise, das Postschiff lief unterwegs zehn Häfen an, bei denen nicht nur Post und Passagiere, sondern auch verschiedenes Stückgut ent- und verladen wurde. In Beira nutzte ich den mehrstündigen Aufenthalt zu einem Treffen mit der Direktion der dortigen Eisenbahngesellschaft, die seit rund zehn Jahren in einer seit Ende des vorherigen Jahrhunderts aufgebauten Partnerschaft mit der British South Africa Company BSAC eine durchgehende Bahnlinie von Beira nach Salisbury und darüber hinaus nach Bulawayo betrieb. Das Treffen war für mich ausgesprochen informativ und lehrreich, insbesondere was die Zusammenarbeit mit britischen Behörden, der davon häufig unabhängig agierenden BSAC und mit britischen Finanzgebern anging. Bei der Verabschiedung am frühen Nachmittag stellte mit der technische Direktor Antonio de Carvalho dann noch eine Frage unter vier Augen, deren Bedeutung mir erst ein paar Wochen später bewusst wurde:
"Ich habe noch eine letzte Frage, Herr Henschel: ...
... sind sie mit den Henschel-Werken in Deutschland verwandt?"
Ich lachte auf seine Frage hin. "Nicht so direkt, dass ich Miteigentümer wäre. Leider."
Der Bahnhof von Lourenço Marques war ein architektonisches Juwel. Noch größer als unsere Bahnhöfe in Daressalam und Kigoma strahlte er in hellgrün-weißer Farbe und hatte in der Mitte eine gewaltige, bronzene Kuppel.
Direktor Santos da Silva empfing mich erst zu einem persönlichen, sehr kollegialen Gespräch in seinem Büro, wobei wir uns fast nur über meine Vergangenheit bei der OAEG in Deutsch-Ostafrika unterhielten. Er hatte persönlich große Sympathien für Deutschland und insbesondere deutsche Technik. "Sie entscheiden sich absolut richtig, für Ihren Start in Lumbo gebrauchte Henschel-Lokomotiven zu kaufen. Ich hätte für meine Gesellschaft gern mehr davon. Leistungsstark und zugleich zuverlässig und günstig in Reparatur und Wartung. Was will man mehr?"
Er hatte uns für unsere Verhandlungen seinen Besprechungssaal zur Verfügung gestellt, den wir zu sechst aber nur spärlich besetzten. Ich hatte mir als juristische Begleitung den Rechtsanwalt der ortansässigen Eisenbahngesellschaft sichern können.
Fünf Stunden später waren unsere Verhandlungen zufriedenstellend für beide Seiten abgeschlossen. Wir ließen über die Direktion einen örtlichen Notar zur Beglaubigung unserer Vertragsunterschriften dazu holen, dann hatte meine Eisenbahngesellschaft ihren ersten Fuhrpark gekauft. Die Lieferung erfolgte sechs Monate später, nachdem ...