1. Reifeprüfung


    Datum: 10.06.2024, Kategorien: Betagt, Autor: bySilberstreifen

    ... schnell verwarf ich den Gedanken und bereitete das Abendessen vor. Durch die Erfahrung vom Morgen klopfte ich laut an seine Türe und wartete bis er öffnete. „Wollen wir Abendessen?" Mit gesenktem Kopf murmelte er ein undeutliches „Oui!" und trottete hinter mir auf die Terrasse. Es herrschte eine peinliche Stille zwischen uns. Immer wieder trafen sich ein paar verstohlene Blicke und wir blickten verlegen zurück auf unsere Teller, um darin lustlos herumzustochern. Als sein Teller leer war, verabschiedete sich Leon und ging zurück in sein Zimmer.
    
    In meiner Not versuchte ich Alexander zu erreichen. Wie zu befürchten war er sehr kurz angebunden und ich wusste dass er mir in solchen Momenten sowieso nicht zuhören würde. So säuselte ich ein kurzes „ich liebe Dich" in den Hörer und legte auf. Mit meinem Chaos im Kopf auf mich alleine gestellt, legte mich an diesem Abend schon früh ich ins Bett. Als ich die Augen schloss, sah ich erneut den nackten Leon vor mir und schlief mit diesem Bild im Kopf ein.
    
    Am nächsten Morgen war Leon schon früh, ohne Frühstück aus dem Haus gegangen. Das konnte so nicht weitergehen. Die Zeit mit Leon war so schön und es hat mir so gut getan. Ein kleiner Vorfall wie dieser sollte das nicht zerstören. So beschloss ich, dass ich am Abend die Initiative ergreifen würde, um mit ihm zu reden.
    
    Aus den Resten unseres gemeinsamen Einkaufstages am Stadtmarkt zauberte ich ein delikates Abendmenü. Während ich das Gemüse genau so schnitt, wie es mir Leon vor ...
    ... ein paar Tagen vorgegeben hat, überkam mich eine tiefe Traurigkeit. Kleine Tränchen kullerten mir aus den Augen, als ich mich an unsere wunderschönen, gemeinsamen Momente zurückerinnerte. Ich wollte dass wieder alles so wurde, wie an diesem Tag. Wie glücklich ich diesen sein durfte. Ich hätte die Welt umarmen können und als ich darüber sinnierte, erkannte ich auch wie wichtig mir Leon geworden war. Der junge Mann hat für immer einen kleinen Platz in meinem Herzen gewonnen. Mit jedem kleinen Detail gab ich mir besonders viel Mühe. Auch die Tischdeko durfte nicht zu kurz kommen. Gerade als ich den Wein eingeschenkt hatte, kam Leon nach Hause. Noch später als gestern. Etwas nervös fing ich ihn sofort an der Eingangstüre ab und drückte ihm sein Glas Wein in die Hand und um den Überraschungsmoment zu nutzen, stieß ich sofort mit ihm an. „Wir müssen Reden!" flüstere ich ihm mit meinem süßesten Lächeln zu.
    
    Als wir uns nach draußen setzten, registrierte er die romantische Deko, die ich für uns vorbereitet hatte. Die geschaffene Atmosphäre ließ seine Anspannung etwas abfallen. „Ich vermisse unsere gemeinsamen Abende und unsere tollen Gespräche!" gab ich ihm zu verstehen. „Der letzte Montag war so schön und ich fühle mich in Deiner Nähe so wohl, bitte lass uns Deine letzten Tage hier wieder genießen!" Leon befürchtete wohl einen anderen Gesprächsverlauf und eine weitere Last fiel von ihm ab. „Wenn ich Dir falsche Signale gesendet habe, tut es mir unglaublich leid. Du sollst aber ...
«12...131415...23»