1. Reifeprüfung


    Datum: 10.06.2024, Kategorien: Betagt, Autor: bySilberstreifen

    Allmählich legte sich der kühle Wind und wurde von einem lauen Lüftchen abgelöst. Die Sonnenstrahlen nahmen immer mehr und mehr an Kraft zu. Es wurde Sommer.
    
    Seit unseren Wochen im Süden war inzwischen einige Zeit vergangen und vor allem die ersten Tage zeigten sich von ihrer unfreundlichsten Seite. Aus dem erwarteten Frühling wurde eine unangenehme Mischung aus Schnee, Matsch und nasskalter Luft. Durch die äußeren Bedingungen ließen wir uns viel schneller als gewollt in den Strudel des Alltags hineinziehen, als wir es uns vorgenommen hatten.
    
    Unser Erlebnis am Wasserfall war aber immer noch präsent. An den ersten Wochenenden nach unserer Rückkehr gingen wir in Gedanken immer wieder zurück an den Ort, der uns einen verbotenen Raum zugänglich gemacht hatte. Wir waren uns einig, dass wir diese Türe nicht mehr verriegeln wollten. Ohne dass wir das Bedürfnis spürten, sich von nun ab regelmäßig mit jemand anderem austoben zu müssen, wollten wir uns diese Eventualität offen lassen. Um ehrlich zu sein, seit meinem Abenteuer mit Jubale gab es keinen neuen sexuellen Kontakt, außer zu meinem Ehemann. Viele verruchte Gedanken die wir uns in den letzten Jahren ausgemalt hatten, waren weg. Wo waren all die Bilder hingekommen?
    
    Ohne es selbst wahrzunehmen, ließ sich Alexander immer mehr in diverse berufliche Projekte einbinden, die seine ganze Energie in Anspruch nahmen. Ob ich wollte oder nicht -- ich musste es akzeptieren und gewöhnte mich ein bisschen daran. Schon immer hatte er ...
    ... das Talent, dass er sich mit Themen beschäftigen musste, vor der sich andere frühzeitig verdrückten. Er war aber auch derjenige, der immer auf der Suche nach Lösungen für kleinere und größere Herausforderungen war.
    
    So kam es, dass er mir vor ein paar Tagen erzählte, dass er sich um eine Bleibe für einen Praktikanten aus einer französischen Niederlassung seiner Firma kümmern wollte. Bei der Hotelbuchung wäre irgendetwas schiefgelaufen und der arme Kerl müsste nun für einige Zeit eine Unterkunft finden. Vermutlich hatte er gehofft, dass ich sofort vorschlage, dass wir doch ausreichend Platz hätten, aber so leicht wollte ich es ihm nicht machen. Nach einer intensiven Diskussion und dem Versprechen, dass sich das Büro weiter um eine geeignete Unterkunft bemühen würde, gab ich schließlich nach.
    
    Natürlich haben wir mehr Platz als nötig und durch Alexanders stetigen Aufstieg in seiner Firma konnten wir uns auch hier ein bisschen Luxus aufbauen. All das wäre aber auch nicht ohne meine Opferbereitschaft möglich gewesen, denn ich muss sehr oft auf meinen Mann verzichten. In den letzten Wochen sogar viel öfter als normal. Seine vielen Geschäftsreisen ließen mich oft alleine in unserem kleinen Reich herumsitzen. War nun ein junger Gast im Haus, blieb mir wenigstens für diese einsamen Tage jemand mit dem ihm mich am Abend unterhalten konnte. Auch wenn so ein Jungspund kein Ersatz für meinen Mann war, gab es sicherlich ein paar nette Gesprächsthemen, die mich das Einerlei des Alltags ...
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