1. Krieg und Liebe: Die Berliner Luftbrücke


    Datum: 19.06.2024, Kategorien: Romantisch Autor: JoeMo619

    ... Unfall miterlebt."
    
    Der diensttuende Wachsoldat schaute sich Hildes Dienstausweis vom Fliegerhorst Gatow an und nickte. "Zimmer 304. Zweiter Stock."
    
    Wenige Augenblicke später stand Hilde an Freds Bett. Zwei weitere Betten in dem Zimmer waren ebenfalls mit verwundeten Soldaten belegt, das vierte Bett war leer. Hilde wagte es nicht, Fred mit mehr als einem Handschlag und einem angedeuteten Luftkuss zu begrüßen, aber sie konnte sehen, dass ihr Geliebter sich ungeheuer freute, sie zu sehen.
    
    "Wie geht es Dir? Was haben die Ärzte gesagt?"
    
    Fred grinste schwach und zuckte mit seinen Schultern. "Wie soll es mir schon gehen? Wie Du siehst, nicht ganz so gut. Glatter Bruch von Schien- und Wadenbein, etwa eine Handbreit über dem Knöchel. Hat aber keine offene Wunde, so dass sie die Hoffnung haben, dass beides ohne Operation von allein zusammenwächst. Ist jetzt alles eingegipst." Er schlug die Bettdecke zurück, so dass Hilde den Gips, der von oberhalb des Knies bis über den Knöchel ging, besichtigen konnte.
    
    "Wie lang wird das dauern?"
    
    "Wenn alles gut geht, sechs Wochen. Nach drei bis vier Wochen wird dieser Gips aufgeschnitten, dann noch einmal geröntgt. Wenn alles gut aussieht, bekomme ich einen Gehgips und kann mich dann mit Krücken bewegen."
    
    "Und so lange bleibst Du hier?"
    
    "Zumindest bis der Gehgips drankommt."
    
    "Gut", sagte Hilde entschlossen. "Ich werde jeden Tag zu Besuch kommen. Und wenn Du irgendetwas brauchst, musst Du es mir sagen."
    
    Fred ...
    ... strahlte sie an und ergriff mit beiden Händen ihre rechte Hand. "Du bist so gut zu mir, Hilde. Schön, dass es Dich gibt."
    
    Am darauffolgenden Nachmittag kam Hilde mit einigen Neuigkeiten. "Deine Maschine ist gestern Nachmittag mit Deiner Crew von einem Flight Officer heimgeflogen worden, der als Passagier aus Hamburg mitgekommen war."
    
    "Gut, dass das dicke Mädchen wieder fliegt. Die Stadt braucht jede Tonne Ladung."
    
    Hilde grinste schwach. "Und das ist das Problem. Seit heute Nacht ist der Nebel über Berlin so dick, dass der Flugbetrieb auf RAF Gatow fast vollständig eingestellt worden ist. Die Flugboote fliegen überhaupt nicht. Keine fünfzig Meter Sichtweite im Moment. Auch in Tempelhof soll es weitgehend zum Stillstand gekommen sein."
    
    "Oh mein Gott." Freds Stirn hate sich in tiefe Sorgenfalten gelegt. "Die Stadt braucht unsere Transporte jeden Tag!"
    
    "Aber es geht nichts mehr. Der Tower ist Gatow kann noch nicht einmal aufs Rollfeld sehen, geschweige denn auf die Start- und Landebahn."
    
    "Puh." Fred schaute seine Geliebte fragend an. "Und nun?"
    
    "Wir werden auch das durchhalten. Der Nebel kann ja nicht ewig dauern."
    
    Hildes Optimismus war ein bisschen wie Pfeifen im Walde. Denn der fette Nebel, der die Luftbrücke fast vollständig zum Erliegen brachte, hielt unglaubliche elf Tage an und löste sich erst am 6. Dezember wieder auf.
    
    Fred freute sich jeden Tag auf Hildes Besuch, es war sozusagen der Höhepunkt eines ansonsten unglaublich langweiligen und langsam ...
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