Krieg und Liebe: Die Berliner Luftbrücke
Datum: 19.06.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: JoeMo619
... tausend Flugstunden in seinem Logbuch stehen. "Ich bin mit meinen Flugzeugen verheiratet", hatte er seinem Squadron Leader geantwortet, als dieser die Piloten für den Einsatz in Deutschland zusammensuchte. "Wo mein Flugzeug stationiert ist, bin ich zu Hause." Das war nun Hamburg, wobei er ähnlich wie alle Pilotenkameraden davon ausging, dass dieser Einsatz nur wenige Wochen dauern würde.
"Berlin den ganzen Winter über aus der Luft zu versorgen, dürfte unmöglich sein." Diese Beurteilung hörte er in den ersten Tagen oft genug. "Die Politiker müssen vorher eine Lösung finden."
Die erste Landung auf der Havel war genauso unkompliziert wie der Start auf der Elbe. Da die Marschgeschwindigkeit im Luftkorridor von Hamburg nach Berlin für alle Flugzeuge, egal welchen Typs, auf exakt 200 mph vorgeschrieben war, hatten die Sunderlands des Typs V, die bereits von vier 1.200 PS Pratt & Witney Triebwerken angetrieben waren, trotz ihrer riesigen Ausmaße keine Probleme, in den vorgeschriebenen Positionen des bereits im August minutiös geplanten Flugplans mitzufliegen. Über West-Berlin scherten sie dann in einer eigenen Flugbahn aus. Während die britischen Landflugzeuge auf dem RAF-Flugfeld in Gatow und die amerikanischen Transportflugzeuge in Berlin-Tempelhof landeten, war die Landebahn der Flugboote die langgestreckte Havel. Hier war nun alles anders als auf den landgestützten Flughäfen. Die Sunderlands waren reine Flugboote, mussten also auf dem Wasser entladen und ...
... gegebenenfalls beladen werden. Das geschah mit kleinen Schuten, die an der Hauptladeluke der Flugboote anlegten und die von Hand auszuladenden Pakete und Säcke übernahmen und dann schwer beladen zum Ufer fuhren.
Während des Landeanflugs auf die Havel flogen Fred Miller und Harry MacIntosh zum ersten Mal in ihrem Leben über ein deutsche Großstadt, denn bei ihrem ersten Landeanflug an der Elbe waren sie nur über den Fluss eingeschwebt. Es war jetzt mehr als drei Jahre her, dass der zweite Weltkrieg zu Ende gegangen war, aber der Anblick aus der Vogelperspektive war für beide Piloten immer noch nachhaltig beeindruckend.
"Mein Gott, ist die Stadt kaputt", rutschte es Fred heraus, als sie über Reinickendorf und Siemensstadt in eine scharfe Rechtskurve gingen, um dann die langgezogene Havel vor sich zu haben.
"Und in dieser Trümmerstadt leben allein im Westteil immer noch über 2 Millionen Menschen", antwortete Harry. "Wie wohnen die denn im Winter?"
Fred zuckte mit seinen Schultern. "Keine Ahnung. Aber die ersten beiden Winter nach dem Krieg waren in Europa bitterkalt, nur der letzte war etwas milder. Die müssen doch zu Hunderten, wenn nicht zu Tausenden erfroren sein."
"Und jetzt haben die Russen ihnen die Versorgung abgeklemmt. Es geht nur noch aus der Luft."
"Dann wollen wir mal hoffen, dass die Politiker vor dem Winter eine Lösung ausgehandelt haben. Die Stadt in diesem Zustand aus der Luft zu versorgen, halte ich für ausgeschlossen." Freds Einschätzung hatte einen ...