Das Bordell der Résistance
Datum: 04.07.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: JoeMo619
... französischen und internationalen Zwangsarbeiter erbarmungslos weitergegeben wurde.
"Wenn einer schlapp macht oder sich verletzt, kommt die Polizei mit einem SS-Mann im Rücken und führt den arbeitsunfähigen Arbeiter einfach ab", berichtete Jean-Jacques mit hohlem Blick und starrer Miene, als er sich abends in Moniques Apartment vor Frust betrinken wollte. "Einige von denen habe ich bisher nicht wiedergesehen. Man munkelt, dass die armen Kerle in ein anderes Lager verlegt und dort einfach dem Tod überlassen werden."
"Und ihr könnt da nichts machen, um die Männer zu beschützen?"
Jean-Jacques lachte zynisch auf. "Dann sind wir die Nächsten. Wir sind nützlich, so lange die Baustelle vorangeht. Aber wir sind beim besten Willen nicht menschenwürdig."
"Du leistest schon genug für unsere Sache mit Deinen Aufzeichnungen. Georges Rouen sagt, die sind unheimlich wertvoll."
Jean-Jacques nickende Zustimmung sah nicht überzeugend aus. "Vielleicht irgendwann in der Zukunft. Im Moment kann ich wirklich nicht sehen, wer aus meinen heimlichen Planaufzeichnungen und Beschreibungen irgendeinen Nutzen ziehen soll. Die Engländer bombardieren ja noch nicht einmal unsere Baustelle. Wenn die Betondecken erst einmal fertig sind, sind selbst ihre stärksten Bomben wie Knallerbsen."
Diese deprimierte Grundstimmung der französischen Freunde in Bordeaux kennzeichnete den ganzen Winterverlauf und hellte sich auch nicht im Frühjahr auf. Im Gegenteil. Mit besserem Wetter verkündeten die ...
... deutsche Propaganda und auf diesem Weg die streng kontrollierte und zensierte Presse Frankreichs den weiteren Vormarsch der Wehrmacht in Russland, in Nordafrika und die Erfolge der deutschen Marine, insbesondere ihrer U-Boote im Atlantik. Letzteres konnte man ab dem Frühjahr auch live beobachten, als die ersten U-Boote von ihren Feindfahrten spontan und unorganisiert in den noch gegen Luftangriffe ungeschützten Hafen einliefen. Beide U-Boote hatten auf ihrer wochenlangen Feindfahrt deutlich sichtbare Schäden erlitten, aber dann den kürzesten Weg zum nächsten Hafen genommen, in diesem Fall Bordeaux. Kein einziges englisches oder gar amerikanisches Flugzeug ließ sich am Himmel über Bordeaux blicken.
Die U-Boot-Mannschaften konnten ihr Boot verlassen und wurden durch Werftmannschaften ersetzt, die die Boote nach einer ersten Notreparatur zur bereits voll befestigten U-Boot-Werft nach Lorient überführten.
Zur Begrüßung und Feier ihrer Erfolge hatten der deutsche Hafenkommandant sowie Korvettenkapitän Aldenhoff die Offiziere beider Boote in Le Mirage eingeladen. Der Kontrast hätte für den ausstehenden Beobachter kaum größer sein können: zum einen die wohlgenährten und voller Heldenstimmung aufgeputschten ortansässigen Offiziere, zum anderen die bärtigen U-Bootfahrer, gekennzeichnet von sehr blasser Haut und tief liegenden, teilweise sehr geröteten Augen. Was noch mehr auffiel, war durchweg ihre Schweigsamkeit. Lediglich zwei junge Wachoffiziere, die sich anscheinend noch aus ...