1. In sechs Stunden von null auf zwölf


    Datum: 07.07.2024, Kategorien: Romantisch Autor: xzb

    ... Mozarts Menuett, aber bei Chuck Berry gab's kein halten. Spontan nahm Martino mit seiner linken Hand Friederikes rechte und er animierte sie, wie er sich mit ein paar rhythmischen Kicks nach vorne zu bewegen. Sie mussten lachen. Die Spannung zwischen den beiden gewann an Dynamik.
    
    Sie folgten der Menge und eine Stimme, die sie sofort fesselte, drang an ihre Ohren. Wenige Schritte weiter fanden sie sich vor einer Bühne wieder, auf der eine Tribute-Band die unverkennbaren Hits von Janis Joplin zum Besten gab. Friederike und Martino konnten den Spirit von 69 spüren. Sie wurden eingefangen von den Klängen und Vocals der Vorreiter von Love and Peace. Die Aufbruchsstimmung von damals lag in der Luft. Friederike war eine große Verehrerin des Geistes, der damals auf dem Woodstock Festival lag. Zwar erfüllten sich die großen Erwartungen auf eine Erneuerung der Menschheit leider nicht - dennoch schimmerte eine Utopie dessen auf, was möglich ist: Der Wunsch nach sozialer Veränderung, freier Liebe, Gleichberechtigung und Frieden für alle.
    
    "Woodstock!", rief Friederike, "wie gerne wäre ich dabeigewesen! Es muss die pure Ekstase gewesen sein!"
    
    Sie tanzte dazu nah an Martino heran, damit er sie auch verstehen konnte. Sie war so nah, dass ihre Brüste seinen Oberkörper berührten. Sie waren weich und Martino nutzte die Gelegenheit seinen Arm um ihre Taille zu legen und sie mit einem kleinen Tanzschwung noch ein Stück an sich heranzuziehen.
    
    "Oh Lord wont you buy me a Mercedes Benz", ...
    ... drang aus den Lautsprechern und Friederike drehte sich mit einem Lachen aus seinem Arm.
    
    An der nächsten Station vernahmen sie den Sound der 1970er Disco-Ära. Die Melodien von ABBA und den Bee Gees füllten die Luft, und Friederike und Martino ließen sich von dem ansteckenden Rhythmus mitreißen. Sie bewegten sich über die Straße, als ob eine Discokugel über einer gedachten Tanzfläche funkelte.
    
    Plötzlich fanden sie sich inmitten einer Menge von Menschen wieder, die wild zu den Klängen des Hip-Hop tanzten. Eine Rap-Gruppe präsentierte ihre Rhymes und Beatboxes, Friederike und Martino spürten die Kraft und den Einfluss dieser Musik auf die jüngere Generation.
    
    Der letzte Abschnitt, der an die Rückseite der Kirche grenzte, die das Ende der Partymeile markierte, war schließlich den Techno- und elektronischen Klängen gewidmet. Eine DJane drehte an den Reglern und schuf eine hypnotische Klanglandschaft. Hier waren nun die jüngsten versammelt und ließen sich von den synthetisch erzeugten Sequenzen mitreißen und bewegten sich wie in Trance zum monotonen Beat.
    
    Es war am Rande dessen, was die meisten Musik nennen würden, stampfendes, hämmerndes Bum-Bum ohne Sentiment, Text, Melodik oder Harmonik. Technomusik als Endprodukt einer langen Geschichte der Pop-, Tanz- und Unterhaltungsmusik, unterstützt vom Schlagzeug, das Rhythmik, den Beat, den Groove, den Swing in den Mittelpunkt rückte und mit der Erfindung elektronischer Rhythmusmaschinen diesem mechanisierten Schlag verfallen ...
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