1. Die Familientherapie 04


    Datum: 09.07.2024, Kategorien: Hausfrauen Autor: byMixedPickles

    ... ein Stück Fleisch. Komm, nimm Platz."
    
    Bevor er ihr einen Sitz zuweisen konnte, hatte sich Karin im Sessel für die Klienten bequem gemacht. Er fragte:
    
    „Keinen Kaffee, sondern Tee?"
    
    „Du warst schon immer aufmerksam", lächelte Karin. Als er zwei Tassen auf einem Tablett ins Zimmer balancierte, sagte sie zögerlich:
    
    „Lange her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben."
    
    „Na ja", erwiderte David, „das war erst vor paar Wochen, als ich dich in der Stadt kreuzte."
    
    „Wie ich gehört habe, führst du eine gut gehende Praxis als Therapeut."
    
    David winkte ab:
    
    „Ich nenne mich nicht Therapeut, habe auch kein Diplom. Ich begleite Leute bei, wie soll ich sagen, bei heiklen Problemen."
    
    Karin nickte nachdenklich:
    
    „Das kannst du sicher gut."
    
    Sie grinste verlegen:
    
    „Probleme hatten wir ja damals genug. Das alles wirst du jetzt wohl in deine Beratungen einfließen lassen."
    
    David lachte:
    
    „Klar, Erfahrungen bringen dich stets weiter. Und wie ich gehört habe, hast du auch einiges dazu gelernt."
    
    Karin nickte:
    
    „Ja, mein Leben ist heute ganz anders als früher."
    
    Sie wollte wissen:
    
    „Wie geht es dir heute? Ich meine, ich bin damals ziemlich abrupt aus deinem Leben verschwunden."
    
    „Ja", lächelte David, „könnte man sagen."
    
    Karin murmelte, als hätte sie noch immer ein schlechtes Gewissen:
    
    „Ich weiß nicht, wir waren so jung und hatten in Grunde genommen keine Ahnung, was wir wirklich wollten. Auch ich war ziemlich verzweifelt nach dem Ende unserer ...
    ... Ehe."
    
    „Ach", winkte David ab, „mach dir jetzt bloß keine Vorwürfe, ist alles schon Jahre her."
    
    „Ich weiß", sinnierte Karin, „wir versuchten ein ganz normales Paar zu sein, mit Kindern, einem Häuschen und allem Drum und Dran."
    
    „Immerhin", erwiderte David, „ein Kind hast du, ein süßes Mädchen, wie ich gehört habe."
    
    „Ja, das war mir sehr wichtig. Meine Amelie geht mir über alles."
    
    „Und ein Ehemann, ein eigenes Haus, wie du es dir früher ausgemalt hast."
    
    „Ja", seufzte Karin, „darüber bin ich ja so dankbar, aber..."
    
    David beendete den Satz:
    
    „... doch dann, nach einigen Jahren merkt man, dass es bei dieser Art zu leben schwer ist, alle Wünsche unter einen Hut zu bringen."
    
    Karin schmunzelte:
    
    „Ach David, sprich nicht so verschwurbelt. Du weißt, was ich meine, bestimmt hat dir Hanna schon paar Dinge erzählt."
    
    „Hat sie", bestätigte er, „du scheinst eine erstaunliche Wandlung durchgemacht zu haben. Das Dasein als Frau und Mutter hat dich offenbar nicht ganz auszufüllen vermocht."
    
    „Wenn du vom Ausfüllen sprichst, David... versteh mich nicht falsch, ich bin überglücklich in meiner Familie, und Hubert ist der fürsorglichste Vater, den man sich vorstellen kann. Trotzdem erinnert man sich an das, was damals gut war zwischen uns."
    
    „Wir hatten eine tolle Zeit."
    
    „Dann melden sich auf einmal Wünsche", fuhr Karin fort, „die sich nur schlecht mit einem normalen Familienleben vereinbaren lassen."
    
    „Darum bin ich zufrieden", seufzte David, „dass ich diese ...
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