1. Böses Mädchen


    Datum: 12.07.2024, Kategorien: Romantisch Autor: Lovable bad Guy

    Ich bin etwas im Stress. Heute Nachmittag kommt ein wichtiger Kunde und von seinem Folgeauftrag hängt zwar nicht die Existenz der ganzen Firma ab, aber bei einem Anteil von 20 Prozent am Jahresumsatz wäre es schon ein herber Schlag, wenn er sich für einen Konkurrenten entschied. Seit zwei Wochen bereiten sich mein Team und ich und auf den Besuch vor. Alle Unterlagen sind vorbereitet; wir haben verschiedene Szenarien kalkuliert, Liefertermine sind bis an eine theoretisch mögliche Grenze berechnet, um Verhandlungsspielraum zu haben; Datenblätter zu den Werkstoffqualitäten haben wir von unseren Lieferanten bekommen und in eigene Vorlagen übertragen. Die Produktionshallen sind noch sauberer als sonst, nirgendwo liegen Dinge herum, die nicht für die aktuelle Arbeit benötigt werden. Ich bin immer hinterher, dass die Arbeitsplätze strukturiert sind, aber momentan bin ich besonders pingelig. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen allerdings nicht wirklich dazu angehalten werden. Alle wissen, um was es heute geht, das bleibt in einem mittelgroßen familiären Betrieb nicht aus.
    
    Auch im Bürotrakt ist es noch aufgeräumter als sonst schon. Das Reinigungsunternehmen hat auf meinen Wunsch heute Morgen vor unserem Dienstbeginn eine Sonderschicht eingelegt und alles, wirklich alles gereinigt. Selbst die Abstellräume, in die unsere Kunden nie einen Blick werfen würden, sind picobello. Alle Altpapiercontainer sind leer, die bunt durcheinandergewürfelten Lieblingsbürotassen sind ...
    ... verschwunden und durch einheitliche ersetzt. Ich habe angeordnet, dass heute alle auf die sonst übliche legere Kleidung verzichten und im Business-Outfit erscheinen. Das heißt, Männer mit Hemd und Krawatte, gerne mit Stoffhose, aber mindestens mit einer ordentlichen Jeans. Frauen mit Bluse und Rock oder im Kleid. Das ist zum Teil natürlich meiner persönlichen Vorliebe geschuldet. Mir gefällt das bei Frauen einfach besser, auch wenn es im Arbeitsalltag in meiner Firma normalerweise selbstverständlich keine Bedeutung hat.
    
    Es sind noch gute vier Stunden, bis der Kunde eintrifft. Alles ist vorbereitet und ich könnte mich entspannen. Die Präsentation ist doppelt und dreifach kontrolliert, alle sind bereit. Wenn er unangekündigt bereits jetzt käme, könnten wir sofort loslegen. Zufrieden blicke ich in die Runde und stutze. Anne, meine Assistentin, geht vom Parkplatz über den Hof auf das Bürogebäude zu. Sie trägt Jeans und T-Shirt, so wie jeden Tag. Als sie an meinem Büro vorbeikommt, grüßt sie und geht zu ihrem Schreibtisch. Ich bin sprachlos, sie weiß genau, wie wichtig der heutige Tag ist und ignoriert meine eindeutige Anweisung bezüglich der Kleidung. Ich greife zum Telefon.
    
    Als sie wenige Sekunden nach meinem Anruf ins Büro kommt, fordere ich sie auf die Tür zu schließen. "Hast du vergessen, was heute für ein Tag ist?", frage ich sie und muss mich beherrschen, nicht unfreundlich zu werden. "Nein", lautet die knappe Antwort. "Und, warum läufst du dann so rum wie an jedem anderen ...
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