1. Krieg und Liebe - Atlantikwetter


    Datum: 30.07.2024, Kategorien: Romantisch Autor: JoeMo619

    ... können wir bestimmt nicht rechnen. Hilfe von außen halte ich für ausgeschlossen", stimmt Georg zu. Er hatte einen entschlossenen Ton angeschlagen. "Also müssen wir um uns selbst kümmern."
    
    "Sollen wir den Wetterdienst und die Meldungen fortsetzen? Oder wird das jetzt zu gefährlich für uns?" Thomas war immer noch skeptisch.
    
    "Unsere Funkmeldungen sind immer so kurz, dass wir nicht eingepeilt werden können. Und wir empfangen befehlsgemäß keine Nachrichten, so dass man uns erstens keine Befehle erteilen kann und zweitens über die Befehle eventuell unsere Position verrät." Georgs Analyse war im Prinzip richtig.
    
    "Trotzdem macht mir eine Sache Sorgen." Thomas stand auf und ging in dem Wohn-/Küchenraum hin und her. "Als wir hier vor knapp neun Monaten ankamen, war alles vorbereitet. Es muss also im Vorfeld Informationen über unser Kommen und unsere Mission vom OKM beziehungsweise Wetterbehörden in Vichy-Frankreich an den hiesigen Gouverneur gegeben haben, die hierher weitergeleitet worden sind. Wenn in St. Pierre irgendjemand auf entsprechende Unterlagen stößt, weiß er sofort, dass wir hier sind."
    
    Georg zuckte mit seinen Schultern. "Soviel ich weiß, steht der hiesige Gouverneur unverändert gut mit Vichy. Solange sich das nicht ändert, ist das Risiko eher klein, oder?"
    
    "Ich weiß nicht, Spione gibt es überall. Und wenn die Amerikaner jetzt auch im Krieg mit Deutschland stehen, kann sich das möglicherweise schnell ändern."
    
    Thomas Spekulation hatte prophetischen ...
    ... Charakter. Eine Woche später nahm eine Gruppe französischer Soldaten, die auf das Kommando des in London lebenden Führers der Freien Franzosen Charles de Gaulle ohne weitere Unterstützung von kanadischen oder amerikanischen Dienststellen von Neufundland herübergekommen waren, in St. Pierre den Vichy-treuen Gouverneur fest und besetzten Schlüsselpositionen der kleinen Verwaltung der drei Inseln selbst. Der Frontwechsel der Überseebesitzung von St. Pierre & Miquelon vom deutsch-neutralen Vichy-Regime auf die alliierte Kriegsseite war damit wie in einer Reihe anderer französischen Kolonien vollzogen.
    
    Auch diese Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Bewohnern von Miquelon. Dann passierte erst einmal nichts, absolut gar nichts. Weihnachten wurde wie in Friedenzeiten gefeiert, mit der Ausnahme, dass in vielen Familien Miquelons die jungen Männer weitgehend fehlten. Nicht nur Familie Safrane hatte bereits über gefallene Söhne und Brüder zu klagen, auch wenn der Blutzoll der kleinen Gemeinde bisher nicht annähernd so hoch war wie im ersten Weltkrieg. Dort war über ein Viertel der zum Kriegsdienst nach Europa geschickten jungen Männer nicht mehr zurückgekehrt und hatte in der Bevölkerung der kleinen Inseln unfassbar große und selbst in zwanzig Jahren nicht auffüllbare Lücken hinterlassen.
    
    Trotz der beiden kriegerischen und politischen Großereignisse des Dezember 1941 war das erste Weihnachtsfest von Georg Planter und Thomas Langlois auf Miquelon feierlich, ruhig und ...
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