1. Merlins Kinder 07 Drachenjagd 3


    Datum: 22.08.2024, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byPhiroEpsilon

    ... das nächste Buch und das nächste und das nächste.
    
    Ich konnte gar nicht aufhören. Natürlich war die Technologie in den Büchern total veraltet. Aber RAH, wie seine Fans ihn nannten, war ein begnadeter Geschichtenerzähler.
    
    Das Buch mit dem denkenden Computer -- "Revolte auf Luna" -- spielte größtenteils in Luna City. Und die Beschreibung von riesigen, von Menschenmassen bewohnten, Höhlen prägte mich und mein Bild von der Metropole.
    
    Ich wusste -- vom Kopf her --, dass das echte Luna City ganz anders war. Und doch war ich ein bisschen enttäuscht. Auf dem Mond hatte es nie Vulkanismus gegeben. Also auch keine natürlichen Höhlen. Jeder einzelne Tunnel, jede einzelne Kammer der Stadt waren aus dem Mondstein herausgebohrt worden. Und natürlich machte man sie nur so groß wie nötig.
    
    Tunnel, in denen Fahrzeuge unterwegs waren, waren für Fußgänger verboten. Es gab einfach nicht genug Platz. Und die meisten Fußgängertunnel außerhalb der Freizeitgebiete waren gerade so breit und hoch, dass man keine Platzangst bekam.
    
    Die dreißigtausend Einwohner verliefen sich einfach. Außerhalb der Freizeitgebiete traf man nur selten jemand anderen.
    
    Kein Wunder, dass meine Frustration in den zwei Tagen, in denen ich allein durch die Tunnel streifte, immer mehr angestiegen war. Also war es fast schon eine willkommene Abwechslung, mit Carina auf Männerfang zu gehen. Doch auch das war nur ein Schuss in den Ofen. Ich wusste echt nicht, ob ich Uroma Sabine danken oder sie verfluchen ...
    ... sollte.
    
    "Okay", sagte Carina in meine Gedanken hinein. "Hier kommen wir nicht weiter."
    
    Ich legte den Kopf schief. "Aber du hast eine Idee?"
    
    "Jepp. Wir müssen mit Chantal reden."
    
    "Äh -- Chantal?"
    
    "Genau. Komm."
    
    Wir bogen in einen breiten, schlecht beleuchteten Tunnel ab. Einen für Müllautos vielleicht. Ich hatte mich tunlichst aus diesen Röhren herausgehalten, weil ich nicht überfahren werden wollte. Doch Carina hatte scheinbar keine Bedenken.
    
    "Wer ist denn diese Chantal?"
    
    "Das erfährst du noch früh genug. Hier hinein."
    
    Die Tür war nicht verschlossen oder gesichert. Aber es gab auch keinerlei Hinweis, wohin sie führte.
    
    Doch dahinter wurde es mir schnell klar. Alle Wände waren mit rotem Samt verkleidet, und flackernde Lampen imitierten Kerzenlicht. Auch wenn ich noch nie zuvor in einem Bordell gewesen war -- das hier war unzweifelhaft eines.
    
    Komplett mit Bordellmutter. Eine Frau kam auf uns zu, für die nur der Begriff "gewaltig" passte. Sie war nicht hochgewachsen, aber ihr Umfang -- Auf der Erde hätte sie wohl an die zweihundert Kilo gewogen und wäre nur schwer aus dem Bett gekommen. Hier -- sie bewegte sich schon fast graziös.
    
    "Chantal", sagte Carina. "Das ist Patrizia."
    
    "Pat", murmelte ich und streckte die Hand aus. "Freut mich --" Ich stockte.
    
    Chantal lachte auf. "Geschockt?", fragte sie und griff nach meiner Hand.
    
    "Ich hätte nicht vermutet --"
    
    Sie zuckte die Schultern, "Tja, ich war auch einmal so schlank wie du, Kleines, doch dann ...
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