1. Der Bademeister 5v9


    Datum: 01.11.2018, Kategorien: Betagt, Autor: bynachtaktiv

    ... und lief zur Leiter, die er mit einem Affenzahn nach unten stieg. Vom Beckenrand winkte er ihr siegesgewiß zu und bekam als Antwort ihren Stinkefinger gezeigt.
    
    "Na warte, du kleine Schlampe. Das zahle ich dir noch heim", dachte er und ging in den Aufenthaltraum, wo noch Kaffee in der Maschine war.
    
    *
    
    Am nächsten Vormittag ging Felix durch die Stadt. Er hatte einige Besorgungen zu machen und auf dem Amt etwas zu erlegen. Als er auf die Uhr schaute, stellte er fest, daß ihm noch genügend Zeit blieb, um eine Tasse Kaffee zu trinken. Er wählte ein Cafe aus, das seine Tische auf den Gehweg gestellt hatte. Kaum hatte er sich gesetzt und bei der Bedienung seinen Wunsch geäußert, da trat eine junge Frau heran und blickte sich suchend nach einem freien Tisch um.
    
    "Hallo Frau Müller", rief Felix, stand auf und winkte ihr zu.
    
    "Oh, hallo Herr Knoll", sagte sie und bedankte sich, als Felix ihr den Stuhl zu recht rückte.
    
    "Spätschicht?"
    
    Felix nickte und blickte auf die Uhr.
    
    "Ja. Aber ein bißchen Zeit habe ich noch. Und Sie? Urlaub?"
    
    Sabine lachte und nahm die ihr angebotene Zigarette dankbar an.
    
    "Nein, leider kein Urlaub. Eher eine verlängerte Mittagspause. Ich hatte noch etwas zu erledigen und bin dann an einem Schaufenster hängen geblieben."
    
    "Na, wie mir scheint, nicht nur am Schaufenster", sagte Felix lächelnd und schaute auf die auffällige Tragetasche eines bekannten Dessousgeschäftes.
    
    "Ach ja ... das", antworte Sabine leicht errötend. "Alles nur ...
    ... langweilige Sachen."
    
    "Das kann ich mir bei Ihnen aber überhaupt nicht vorstellen, Frau Müller!", schmeichelte Felix ihr.
    
    "Ach Sie ... Sie machen mich ja ganz verlegen."
    
    Und so warfen sie sich gegenseitig die Bälle zu und vergaßen darüber fast, daß sie sich an einem öffentlichen Platz befanden. Da sie ja nun seine Einladung zum Kaffee wahrnahm, fand Sabine es nur schicklich, eine Gegeneinladung auszusprechen. Da Felix aber in seiner Spätschicht gefangen war, machte Sabine einen Sprung über ihren eigenen Schatten und lud ihn zu sich nach Hause ein. Zu einem kleinen Schlummertrunk wie sie sagte. Wie er erfreut feststellte, wohnte Sabine sogar ziemlich in seiner Nähe, also alles kein Problem.
    
    Nachdem Felix bezahlt und sich verabschiedet hatte, blieb Sabine noch einen Moment sitzen und holte ihr Handy hervor.
    
    "Hallo, Christine?", sagte sie zu ihrer Kollegin. "Ich brauche noch eine halbe Stunde. Ist das OK?"
    
    Dann stand sie auf und ging noch einmal zurück in das Dessousgeschäft, wo sie ein wirklich sündhaft schönes und ebenso sündhaft teures, blutrotes Neglige gesehen hatte. Nachdem sie es sich noch einmal angesehen und angehalten hatte, fand sie es dann mit einem Mal gar nicht mehr so teuer. Mit einer weiteren Tüte verließ sie das Geschäft und ging beschwingt wieder an ihren Arbeitsplatz zurück.
    
    *
    
    "Das habe ich ja fein hinbekommen", dachte Felix überschwenglich. "Morgen braucht Sabine nicht zu arbeiten und ich habe meinen freien Samstag. Das paßt ja wie die Faust ...
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