1. Emilias Metamorphosen - 2


    Datum: 06.11.2018, Kategorien: Erstes Mal Autor: AlexanderVonHeron

    ... mit zaghaftem und wohl harmlosen Tref­fen erst beginnen, als sie auf die Oberstufe ging und sich dadurch dem direkten Einfluss der Eltern zumindest für längere Zeit immer wieder entziehen konnten. Ihre Eltern genehmigten ihren ersten Freund letztlich wohl vor allem durch die Umstände, dass auch er Mitglied ihrer Kirche war! Wie das schon klang und sich anfühlte – Leidenschaft pur, dass das Eis wohl dann erst schmolz, wenn es an anderen Orten schon längst zu sieden begonnen hatte. Peinlich und erniedrigend in gewisser Weise – aber niemand schien dies als sol­ches zu empfinden. Wie gesagt, bei Richard gab es ja einen voll­kom­men anderen Zugang und Einstieg, der nichts aber schon gar nichts mit den Eltern oder gar der Kirche zu tun gehabt hätte. Das war alles so unglaublich irreal für ihn, dass Richard sich jegliche Meldung oder aber auch nur Regung dazu verkneifen musste. Richard war ja nur froh, dass Emilia sehr offenkundig über dieser verrückte Phase der Gehirnwäsche hinweg war, denn sonst hätte sie ihm davon gar nicht so freiwillig und fast naiv klingend berichtet.
    
    Was Richard mit ihr wohl unter solchen Umständen am liebsten am Altar getan hätte, behielt Richard auch für sich. Es wäre seine Ant­wort und Provokation gewesen – und es war sicher keine sa­ta­nische Messe, welche Richard dort lustvoll mit ihr zelebriert hätte.
    
    Emilia und Sebastian waren im gleichen Alter und besuchten ge­meinsam die gleiche Schule, wenn auch unterschiedliche Klassen. Wie viele junge ...
    ... Menschen, denen beigebracht worden war, dass der Körperkontakt nur für jemanden, den man liebt, aufbewahrt zu wer­den hatte, so waren sie verwirrt von all den gar so natürlichen Emo­tionen, die sie empfanden, wenn sie zusammen waren. Als ihre jun­gen Körper auf ihre aufkeimenden Hormone reagierten und die Lei­denschaft zwischen ihnen immer heftiger erblühte, stellten sie eher wie ernüchternd fest, dass sie verliebt waren, ohne sich den gar so natürlichen Aktionen und Reaktionen süßlich hingeben zu wollen. Oder sollte man besser formulieren: sich hingeben zu getrauen, denn als eine der Konsequenzen schien ja die Schande wenn nicht schon gar die ewige Verdammnis über sie hereinbrechen zu können. Unvor­stellbar, dass so ein Unfug in heutigen Zeiten noch geglaubt werden konnte, wenn man wohl tagein und tagaus solch einer Gehirnwäsche unterzogen wurde.
    
    Die beiden waren sich einig, dass sie sich genau deswegen für die Ehe auf­sparen sollten oder aber auch mussten, so wie der Drang von außen her als das Normale zu sein schien. Also endete jedes Treffen mit einer unerwiderten Leidenschaft, die ihre jungen Körper an die Gren­zen ihrer Kontrolle drängte. Händchen halten schien schon bald das Maximum zu sein, ein flüchtiger Kuss, ein wie unabsicht­liches Streifen über den Gewandbausch, eine Berührung, die wie zufällig erscheinen musste, aber in sich selbst Peinlichkeiten auslöste und nicht das, was bei Richard hingegen schon seit Jahren sonst üblich gewesen wäre: Ein Sturm und ein Rausch ...
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