1. Emilias Metamorphosen - 2


    Datum: 06.11.2018, Kategorien: Erstes Mal Autor: AlexanderVonHeron

    ... der Hormone, der nur dazu überführen konnte, sich gegenseitig die Kleidung vom Leib zu reißen und es voller Lust und Hingabe bis zum Exzess miteinander zu trei­ben: Ganz ohne Ehe … es sei denn, sie war verheiratet. Auch das eine Tatsache, auf die Richard keinen gesonderten Wert legte – ja sogar im Gegenteil. Viele der reifen Frauen waren viel einfacher um den Finger zu wickeln und sodann flach zu legen, weil sie sehr ähnlich wie er selbst eben nicht auf eine Beziehung aus waren, sondern auf Sex und geile Stunden miteinander.
    
    Aber nein – es schien ja auch anders zu gehen: Emilia und Sebastian gingen in diesem Sinne und dieser damit auch schon be­schriebenen Intensität fast drei Jahre lang zusammen. Sie schlossen zusammen ihre Reifeprüfung ab und sie schrieben sich sogar an der gleichen Universität ein, damit sie nicht getrennt werden sollten.
    
    Emilia empfand sich als sehr glücklich und erwartete, dass sie beide ver­heiratet sein würden, sobald sie gemeinsam den Lehrgang abge­schlossen hatten. Danach schien wohl die klassische Laufbahn auch schon vorbestimmt zu sein: Sicherlich bald Kinder, am ehesten zwei, tunlichst Bub und Mädchen – und dann, wenn die Kinder zur Schule gingen, dann würde sie wohl auch in den Beruf einsteigen. Ein gar so wunderbares innovatives Frauenbild, dass vor lauter Konser­vatismus nichts mehr dazu gefügt werden musste, wie motivierend dieser Werdegang sich anhören musste.
    
    Aber Emilias gar so unschuldig glückseliges und wohl auch naives Glück ...
    ... wurde aus quasi heiterem Himmel zerstört, als sie eines Nachts von einer Studiengruppe nach Hause ging und Sebastians Auto in einem Baumhain am Rande des Campus parken sah. Da sie vermu­tete, sein Auto sei liegen ge­blieben, ging sie bar jeglicher anderer Mut­maßungen hin und lugte durch das Fenster. Das feine Schaukeln des Fahrzeugs war ihr zwar bereits bei der Annäherung aufgefallen, aber sie hatte das wohl ebenso ignoriert wie die Tatsache, dass die Fenster auf der einen Seite angelaufen waren, sodass sie einen Ein­blick nur von der anderen Seite her erheischen konnte.
    
    Wie naiv und harmlos doch ihre Gedankenwelt bis dahin gewesen sein musste, wurde ihr erst später bewusst. Und dennoch – selbst wenn sie erahnt hätte, was wohl der Grund für die Schaukel­be­wegungen wären und warum bei der Entwicklung von Hitze und Lust auch dies rein physikalisch gesehen entsprechende Auswir­kun­gen hatten haben musste … wie hätte sie denn sonst reagiert? Solche Überlegungen wälzte sie jedoch erst später – aber nun in dieser einen ent­scheidenden Sekunde, gar nicht nur Minute, lenkte sie ihre Schritte auf das ihr so bekannte Fahrzeug hin. Ihre ganz private Welt­minute von Waterloo, ihre Sternstunde der Menschheit, wenn sie sich in diesem Sinne an Stefan Zweig orientieren wollte … auch wenn das Auffassen der Situation an und für sich wohl kaum mehr als ein paar Sekunden dauerte. Zu eindeutig war die Situation, in welcher sich ihr Freund mit einem als Flittchen bekannten Mädchen von der Schule ...
«1234...17»