1. Erinnerungen 02


    Datum: 15.11.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... eine bessere Kombination hätte der Zeichner nicht wählen können.
    
    Er lächelte leicht, wirklich jeder noch so unbedeutend aussehende Schnörkel hatte in diesem Werk eine Bedeutung, das wurde ihm immer öfter vor Augen gehalten. Er fragte sich, ob es nicht in Wirklichkeit nur ein wunderbares Kunstwerk war, was ein genialer Zeichner auf den Einband gebannt hatte, aber sein Gefühl sagte ihm etwas anderes. Selbst die zufällig scheinende Anordnung der Symbole hatte eine genau definierte Bedeutung, es konnte sich nicht um bloßen Zufall handeln.
    
    Die Sonne erschien langsam am Horizont und warf ihr goldenes Licht auf den Lagerplatz. Wieder einmal hatte er die gesamte Nacht hier gesessen, in ein Buch vertieft, welches er schon längst auswendig kannte. Vielleicht würde irgendwann einmal die Zeit kommen, in der das letzte Symbol sein Geheimnis offenbarte und dann würde er Antworten bekommen, bis dahin blieb es eine wahrscheinlich sinnlose Beschäftigung.
    
    Mit einer schwerfälligen Bewegung erhob er sich, seine Muskeln waren durch das lange, beinahe bewegungslose Sitzen ein wenig verkrampft. Noch ein wenig unbeholfen drehte er sich in Richtung Zelteingang, um Daria zu wecken und wäre dabei fast mit ihr zusammengestoßen. Vollkommen ruhig hatte sie hinter ihm gestanden, er hatte sie weder kommen gehört, noch hatte sie ihre Anwesenheit durch irgendetwas verraten.
    
    Sie lächelte, ihren Blick immer noch auf die Stelle gerichtete, an der er zuvor gesessen hatte.
    
    „Guten Morgen ...
    ... Quinn!"
    
    Es dauerte einen Moment, bis er sich gesammelt hatte, was auch damit zusammenhing, dass er die Zeichen auf dem Buchdeckel nicht aus dem Kopf bekam. Statt ihr zu antworten gab er ihr einen langen Kuss, er sagte sowieso mehr als Worte.
    
    Es war immer wieder etwas Besonderes, ihre Lippen auf seinen zu spüren, ihren Duft einzuatmen, scheinbar von hier fliehen zu können, in die Welt der Träume. Daria war mehr als etwas Besonderes, sie war einzigartig, jemand, der ihm mehr schenkte, als er es sich je hätte vorstellen können. Sie hatte die Augen geschlossen und doch schienen daraus Funken zu fliegen, Funken jenes Feuers, das sie auch in ihm entfachte.
    
    Am letzten Abend hatte er das Gefühl gehabt, dass sie mehr gelernt hatte, als er erzählt hatte. Als er damals als Kind vom Feuer erzählt bekommen hatte, war ihm seine Natur lange unverständlich gewesen, es hatte Jahre gedauert, bis er es als beinahe lebendiges Wesen begriffen hatte. Sie hingegen hatte das Feuer der Liebe an einem einzigen Abend zur Meisterschaft gebracht. Sie hatte es schon vorher gekonnt, aber mit dem Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten fühlte es sich wirklich wie eine übernatürliche Kraft an. Die Quelle ihrer Kraft schien unendlich, ihr Geschenk von unschätzbarem Wert.
    
    „Wir sollten uns auf den Weg machen, vielleicht schaffen wir es bis heute Abend nach Arensfurt."
    
    Ganz sanft hatte sie sich von ihm gelöst, ihr Blick besagte jedoch, dass er auf dem Weg noch viel würde erzählen müssen, gestern hatte er noch ...
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