1. Erinnerungen 02


    Datum: 15.11.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... hatte eine Schulter gesucht, an der sie sich ausweinen konnte, eine Brust, an der sie sich anlehnen konnte, die sie einfach nur festhielt, ein Paar starke Arme, die sich um sie legten und sie vor sich selbst beschützten. Es war der Wunsch danach gewesen, einen Freund zu finden, nachdem sie alle ihre bisherigen verloren hatte. Wie ein böser Geist hatte sich das Bild der leeren und glasigen Augen der Toten in ihr Gedächtnis gebrannt und auch wenn sie wusste, dass sie nichts hatte tun können, fühlte sie sich trotzdem schuldig.
    
    Sie hatte mehr gefunden, als sie anfangs gewollt hatte, im Nachhinein war es einfach passiert und sie hatte es aus vollem Herzen akzeptiert. Quinn hatte es geschafft, all die Geister in ihr zu verdrängen und hatte sich als Wächter vor sie gestellt. Niemals hätte sie ihm erzählt, wie schwer die Last ihrer Vergangenheit wirklich auf ihr lastete, selbst jetzt schaffte sie es nur, sie mit Kindergeschichten über Geister und Dämonen in begreifbare Formen zu bringen, doch irgendwie hatte sie das Gefühl gehabt, dass er sie auch so verstand.
    
    Sie hatte lediglich erst begreifen müssen, dass er ihr nur nicht weh tun wollte, ihren verletzlichen, beinahe noch kindlichen Geist verängstigen und sie womöglich vertreiben. Er war so distanziert gewesen, weil sie ihm etwas bedeutete, soviel, dass er sich nicht getraut hatte, ihr dies zu zeigen. Sie war die einzige gewesen, die dies nicht hatte wahrhaben wollen, war immer weiter auf die Wand zugelaufen.
    
    Kurz vor dem ...
    ... Ende schließlich hatte sie sich bereits innerlich verabschiedet, wollte ihre letzten Atemzüge in der Überzeugung begehen, dass sie alles versucht hatte, egal wie sehr sie sich dabei belog. Er jedoch hatte sie einfach nicht mehr losgelassen, als sie gehen wollte, sondern hatte sie gehalten, sie weggerissen auf einen Weg des Glücks. Im ersten Moment hatte sie gedacht, sie befände sich in einem Traum, hatte mitgespielt in dem Glauben, dass dies alles nicht real war. Erst als sie Sekunden später das Gegenteil realisiert hatte, war ihr bewusst geworden, was sie viel zu lange ignoriert hatte.
    
    Im ersten Moment hatte sie nicht mehr tun können, als sich einfach nur hinzugeben, dem Gefühl der Sonne und der Wärme, dem Fluss des Lebens. Er hatte genau das getan, was sie auf ihrem Weg hielt, hatte ihr ein Geschenk gemacht, dass mit keinem Gold der Welt aufzuwiegen war.
    
    Die Zeit war zu einem stetigen Fluss geworden, der unbedeutend neben ihnen rauschte, sie lagen in einem kleinen Boot, welches sie unaufhaltsam vorwärts trieb. In ihm ruderten sie auf das Glück zu, es hatte nur eine schmale Passage gelassen, doch sie kamen genauso unaufhaltsam wie der Fluss immer näher. Die Vereinigung ihrer Kräfte war nicht von ihrem Geist entschieden worden, etwas anderes in ihr hatte sich zu ihm hingezogen gefühlt, etwas in ihr, das das kleine Boot besser steuerte, als sie beide es gekonnt hätten.
    
    Es hatte sie zielgerichtet auf das Licht zugetrieben, bei ihrer Ankunft schien sie zu vergehen. Im ...
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