1. Lissy 5 - Auf dem Catwalk in Spöckenhavn


    Datum: 09.12.2018, Kategorien: Sonstige, Autor: LissyundBaerli

    ... ist auch´ne ganz nette eine. Passen Sie mal auf, Sie werden sich auch schon wohlfühlen, Frau Lissy. Was machen Sie denn beruflich? Ach, Köchin! Das wird ja immer gesucht."
    
    "Ach was, sie muss doch gar nicht mehr arbeiten", wirft Lisa, eine ältere Frau ein. Und alle waren sich einig, dass Bärli genug Geld verdient und seine Frau nicht zur Arbeit schicken muss. Schließlich haben ja alle auch im Leben hart gearbeitet und Frau Heinz hat es daher mit den Knien und Frau Oldermann hat auch schon seit zwei Jahren eine neue Hüfte. Die Damen stehen alle um mich herum oder sitzen auf einer kleinen Bank im Geschäft. Fehlt eigentlich nur noch Kaffee und Kuchen, denke ich bei mir.
    
    "Klara, willst Du mal'n Hocker haben? Klara ist ja auch schon über 80 und kann ja nicht mehr so lange steh‘n. Gib‘ Klara mal den Hocker von hinten. Haben Sie auch Kinder? Zwei Töchter? Ach, die schon groß! Was, Oma sind Sie auch schon. Nö, das sieht man Ihnen aber nicht an. Hätt´s Du das gedacht, Lisa? Herr Johannsen hat ja auch ´ne Tochter. Sie hat mit ihrem Mann das große Restaurant an der Promenade in Spöckenhöft. Kennen Sie seine Mutter? Die is ja ´ne ganz vornehme, ganz ete-pi-tete (was immer das auch ist) und Personal hat sie ja auch noch immer. Ne Hauswirtschafterin. Aber is auch ne ganz nette eine. Aber seine erste Frau - nee aber auch. Das war vielleicht eine. Kein Wunder, dass er immer nach See war."
    
    Die Runde schweigt und schüttelt zustimmend, "nee, nee", den Kopf. "Aber nu hat er ja Sie, und ...
    ... sie sind ja auch ne ganz nette eine, oder nicht?" Die umstehenden Damen nicken zustimmend mit den Köpfen und sagen, "Jo, da is sie". "Und so schöne große Augen ham Sie. Das hat er aber auch wirklich mal verdient, nich?", sind sich alle einig.
    
    "Ja, dann nehmen Sie mal die Jagdwurst hier, die is heute gaaanz frisch."
    
    Nach einer Dreiviertelstunde weiß jede Frau im Laden wer ich bin, was ich mache, wer mein Liebster ist, was er verdient und, dass ich mit ihm schlafe. Dafür habe ich die wichtigsten Krankheiten der Damen und auch Familiendetails meines Liebsten erfahren und obwohl ich kaum zu Worte kam bin in automatisch den Kreis der "netten einen" aufgenommen.
    
    Ich gehe zum Auto, lege das Päckchen ab und sehe mich um. Die Sonne scheint durch den Dunst, ein frischer Wind weht und streichelt meine Haare durcheinander. Ich halte mein Gesicht in die Sonne und lass mich von ihren Strahlen kitzeln. Wer richtig verliebt ist, der weiß dass Sonnenstrahlen auf der Haut kitzeln.
    
    Dann betrete ich das Fischgeschäft. Auch hier steht eine kleine Ansammlung von Frauen und ein ähnliches Ritual beginnt.
    
    "Was kann ich für Sie tun, junge Frau? Forelle? Die müssen Sie doch ganz frisch kaufen. Bei Hellmann, der hat´ne Fischzucht, da gibt es die schönsten. Wie wäre es mit éner schööönen Seezunge? Sie wollen ein schönes Fischgericht kochen für Ihren Liebsten? Herrn Johannsen? Das ist doch sein Auto, oder? Wie heißen Sie denn? Aha, Lissy. Ja, dann nehmen Sie mal einem schönen Dorsch, Frau ...
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