Liebe, Tod und Neuanfang
Datum: 11.12.2018,
Kategorien:
Sonstige,
Autor: Aldebaran66
... der sie gekommen war.
Ich saß währenddessen auf einer Bank, die aber zu weit weg gewesen war, um sie genauer zu betrachten, zumal sie mir den Rücken zugedreht hatte.
Daher sah ich sie nicht von vorne, nur ihr Profil war beim Ankommen und Gehen zu erkennen, aber aufgrund der weiten Entfernung, nicht eindeutig. Das Einzige, was gleich auffiel, war, dass sie sehr klein sein musste, was man erst richtig bemerkte, wenn ein anderer Mensch an ihr vorbei lief. Immer waren die anderen mindestens einen Kopf größer.
Dazu kam, dass sie anders gekleidet war, als man sich Menschen an diesem Ort vorstellte. Immerhin war sie dabei, Gartenarbeit zu verrichten. Da wirkte es befremdlich, dass sie eine Kombination trug, die mich an Menschen erinnerte, die in Banken arbeiteten. Halblang der Rock, dazu einen gleichfarbigen Blazer, der das gleiche Dunkelblau aufwies. Dazu noch schwarze, halbhohe Pumps.
Jetzt fragte ich mich, wie oft sie kam, denn es konnte nicht nur an einem Tag der Woche sein.
Vielleicht kam sie zur gleichen Zeit, dann würde es einfach werden, es heraus zu bekommen.
Es stimmte tatsächlich. Montags, mittwochs und freitags kam sie jedes Mal um fünf Minuten nach zwölf, verrichtete die gleichen Tätigkeiten und verschwand um fünf Minuten vor halb eins. Dabei brachte sie jeweils montags und freitags eine neue Rose mit.
Vier Wochen sah ich es mir von meiner Bank aus an und es änderte sich nie. Selbst als an einem Tag an dem der Himmel meinte, alle Schleusen öffnen zu ...
... müssen, kam sie pünktlich wie immer zum Grab. Wie ich, hatte sie einen größeren Schirm dabei, der bei ihr noch größer wirkte. Er hatte die Ausmaße eines Sonnenschirms.
Während sie also mit der einen Hand den Schirm über sich hielt, ging sie in die Hocke und richtete alles so hin wie immer. Als sie ging, sah ich auf einmal, wie ihr Kopf sich in meine Richtung drehte. Das hatte sie zuvor noch nie getan. Vielleicht lag es daran, dass es seltsam war, dass jemand bei dem Regen, auf einer Bank saß. Ich hatte dabei nicht bedacht, dass ein knallbunter Regenschirm, einer wie meiner, jetzt besonders auffiel.
Doch sie sah nur kurz zu mir herüber, wandte sich sofort wieder ab und ging.
Leider verwehrte es mir die Entfernung ihr Gesicht in den Einzelheiten zu sehen, die mir erlaubt hätte zu entscheiden, wie sie aussah. Aber ich meinte, eine südländische Tendenz zu erkennen. Zumindest würde es zu ihrem schwarzen Haaren passen, welches sie entweder als Zopf trug oder hochsteckte.
Ich wurde richtig neugierig, denn ich wollte endlich wissen, wie sie aussah.
Also ging ich am Montag um halb elf zum Grab von Silvia und begann es ausgiebig zu pflegen. Eine solche Pflege dauerte seine Zeit, sicher länger als bis um fünf nach zwölf Uhr.
Ich machte also weiter und wie immer kam sie zur gleichen Zeit den Weg entlang. Sie sah mich zwar, aber das schien sie nicht davon abzuhalten das zu tun, was sie immer tat.
Als sie angekommen war, sagte ich freundlich wie möglich: "Guten Tag!", ...