Liebe, Tod und Neuanfang
Datum: 11.12.2018,
Kategorien:
Sonstige,
Autor: Aldebaran66
... glockenförmigen Schirm, trat noch ein weiterer Effekt auf. Ihr Duft sammelte sich unter dem Schirm und gelangte intensiver in meine Nase.
Sie trug immer dasselbe Parfüm, denselben Duft, den ich von ihr kannte. Ich sog die Luft langsam, mit einem tiefen Atemzug in mich hinein und meinte seit Langem nichts besseres mehr gerochen zu haben.
Plötzlich wurde es kurz unheimlich hell um uns herum und fast zur gleichen Zeit, krachte es so laut, dass die Erde zu beben schien. Ganz in unserer Nähe war der Blitz eingeschlagen und Eva schrie auf. Ich griff nach ihr, denn sie drohte vor Schreck umzufallen. Sie drehte sich schneller zu mir um, als ich dachte, und umarmte mich, um sich an mir festzuhalten.
Ich konnte sofort spüren, wie sie zitterte. Das Gewitter setzte ihr wesentlich mehr zu, als mir, obwohl es recht unangenehm war. Der einzige Schutz für uns war im Moment, dass wir tief auf der Erde kauerten. Wir waren so niedrig wie möglich und ich hoffte innerlich, dass der Blitz uns nicht entdeckte.
Eva zitterte nicht nur, das Gewitter hatte sie so in Angst versetzt, dass sie zu weinen begann. Das wiederum zerrte an meinen Nerven, denn ich hasste es, wenn Menschen in meiner Gegenwart weinten.
Irgendwie kam bei mir der Beschützerinstinkt hervor, denn ich zog sie nah an mich heran, und streichelte ihr über das Haar, welches in einem Pferdeschwanz gebunden war.
Ihr Zittern ging langsam zurück, und als der nächste Blitz vom Himmel fuhr, zuckte sie nicht mehr so stark ...
... zusammen. Vielleicht lag es auch daran, dass dieser wesentlich weiter weg gewesen war. Zumindest sagten mir die Sekunden das, die zwischen Blitz und Donner lagen.
Irgendwann löste sich Eva von mir. Es wurde langsam Zeit, denn ihre zwanzig Minuten waren schon überschritten. Sie sah zu mir herauf, und als ich das viele Wasser sah, was in ihren Augen schwamm, zog ich ein Taschetuch aus meiner Jackentasche und tupfte diese zärtlich weg.
Zum Glück trug sie keine Mascara und Wimperntusche, denn durch die Tränen hätte sie jetzt zerstört ausgesehen. So waren ihre Augen nur leicht gerötet.
Dann versuchte sie aufzustehen doch ich musste ihr helfen, denn die lange Zeit in der Hocke, machte sich unangenehm bemerkbar. Als wir es geschafft hatten, begleitete ich sie zum Ausgang des Friedhofs, denn es regnete nach wie vor. Zwar nicht mehr so viel, doch es reichte aus, um nass zu werden.
Dann richtete sie ihren Schritt nach links und ich folgte ihr, um weiterhin den Schirm über sie zu halten. Nur fünfhundert Meter weiter, kamen wir an ein Bürogebäude, an dessen Eingang sie stehen blieb und sich zu mir drehte. Sie griff mit beiden Händen an meinen Kopf, zog ihn herunter und stellte sich selber auf die Zehenspitzen. Dann bekam ich einen gehauchten Kuss auf eine Wange. Es war das Dankeschön, für meine geleisteten Dienste und ich fühlte mich reichlich belohnt. Damit gerechnet hatte ich nicht.
Eva drehte sich um und ging in das Gebäude hinein. Ich nahm an, dass dies der Grund war, warum ...