Der Schmied aus Intal
Datum: 17.12.2018,
Kategorien:
Hardcore,
Autor: aldebaran66
... mussten wir um die Ernte fürchten. Gerade die Winter wurden länger, man säte spät, um früher zu ernten. Kam der nächste Winter zu früh, bedrohte es die Lebensgrundlage.
Von all dem bekam ich die ersten Jahre meines Lebens nicht viel mit. Uns als Bauern ging es relativ gut, wir als Selbstversorger hatten als Erstes Zugriff auf die Ernte. In den Städten sah es anders aus. War die Ernte schlecht, hungerten zuerst die Städter.
Wir Kinder wurden uns in den ersten Jahren selbst überlassen, wir erwirtschafteten nichts und standen in der Hierarchie an unterster Stelle. Wer nicht arbeitete, bekam, was übrig blieb.
An oberster Stelle stand mein Vater, der sich um uns Kinder nicht kümmerte. Wir waren, solange wir klein waren, Ballast in seinen Augen, von daher widmete er sich uns nicht. Er blieb für mich ein Fremder und ich kann heute kaum sagen, wie er aussah. Er war selten da, kümmerte sich um alles, was anfiel, ob es um die Bestellung der Felder ging oder um die Viehwirtschaft. War im Winter nichts auf den Feldern zu tun, kümmerte er sich um alles, was im Winter kaputt gegangen war oder ersetzt werden musste. Es war die Zeit, in der er mit einem Fuhrwerk öfter für ein paar Tage wegfuhr, um Geschäfte zu tätigen. Was wir nicht verbrauchten, wurde zu Geld gemacht, was er fast alles ausgeben musste.
Einige Dinge des Lebens konnten wir nicht herstellen und musste erworben werden. Trotzdem blieb was von dem Geld übrig und wurde versteckt. Vater achtete darauf, dass außer ...
... ihm niemand wusste, wo es blieb und selbst meine Mutter kannte das Versteck nicht.
Mutter war eine ebenso beschäftige Frau und war immer schwanger.
Nicht jedes meiner Geschwister überlebte das erste Jahr. Besonders als Mutter älter wurde, häuften sich die Fehlgeburten und hinter unserem Haus standen später mehrere kleine Holzkreuze, zwischen denen unserer Vorfahren.
Nun hätte man meinen können, dass Mutter an zweiter Stelle der Hierarchie stand, doch das war nicht so. Diesen Platz nahmen unsere Knechte ein. Zwei grobschlächtige Kerle im besten Alter, die über den Erhalt von Kost und Logis etwas Geld dazubekamen.
Mutter kam an dritter Stelle, danach unsere Mägde, die sich um alles weiter im Haushalt kümmerten. Sie waren für das Federvieh in den Ställen verantwortlich und arbeiteten im Haus. Vater und die Knechte waren draußen, vom frühen Frühling bis späten Herbst auf den Feldern. Im Winter im Wald. Sie rodeten einen Teil des Waldes, um mehr Fläche für den Ackerbau zu gewinnen. Nebenbei fiel Brennholz an.
Erst nach den Mägden kamen wir Kinder dem Alter nach. In dieser Reihenfolge jedoch umgekehrt, wären wir verhungert. Das war kein Gesetz, sondern eine Überlebensstrategie.
Das Leben an sich war einfach. Wie gesagt, wir Kinder waren uns regelrecht selbst überlassen, bis wir in ein Alter kamen, in dem wir anfingen mitzuarbeiten. Wir Jungen lernten, soweit es unser Alter zuließ, vom Vater, die Töchter von der Mutter. Eine Ausbildung bekam ich nicht. Es war ...