Der Schmied aus Intal
Datum: 17.12.2018,
Kategorien:
Hardcore,
Autor: aldebaran66
... Essen machten sie nicht halt. Wir bekamen entsprechende Rationen mit, damit wir nicht zurücklaufen mussten, und wurde vom Ältesten verteilt. Ich bekam den geringsten Anteil ab, wenn überhaupt. Es kam vor, dass einer von ihnen es mir wegnahm und mit einem Grinsen verschlang.
„Der braucht nichts, hat nicht viel gearbeitet und sein schwächlicher Körper benötigt nichts zu essen. Das sieht man doch!“
Anfänglich hatte ich versucht, mich zu verteidigen, das endete mit blauen Augen und gleichfarbigen Flecken am ganzen Körper. Sehr schmerzhaft und ich schwor mir zu dieser Zeit, dass ich nur so lange bleiben würde, bis ich alt genug wäre, den Hof hinter mich zu lassen. Bis dahin war es ein langer Weg, dachte ich zumindest.
Ob es an dem wenigen Essen lag oder an meinem Körper, kann ich nicht sagen, ich blieb schmächtig, soll heißen, dünn und schwach. Sahen meine älteren Brüder mit sechzehn Jahren wie Männer aus, hatte ich im gleichen Alter nichts davon. Zwei Jahre später hatte sich nicht viel verändert. Selbst mein Bartwuchs war kümmerlich. Ein kaum wahrzunehmender Flaum wuchs an meinem Kinn.
Diese Jahre wurden eine wirkliche Tortur für mich. Wäre zu der Zeit nicht Veit da gewesen, ich weiß nicht, ob ich es überlebt hätte. Aus irgendeinem Grund war er es, der mich vor zu großem Schaden bewahrte. Mutter konnte und wollte nichts gegen die Drangsal meiner Brüder tun. Wenn Vater es bemerkte, war es ihm egal. Der Stärkste sollte überleben und ich würde nicht derjenige ...
... sein.
Veit war, als erster Knecht auf dem Hof, für meine Brüder nicht zu überwinden. Sein Wort war für sie Gesetz und wurde nur durch das Wort meines Vaters gebrochen.
Ich weiß nicht, ob es Mitleid gegenüber mir gewesen war, oder Veit sah in mir anderes, als in meinen Brüdern. Er nahm mich unter seine Fittiche, konnte aber nicht immer auf mich aufpassen. Er brachte mir alles bei, was ich wissen musste und ich hatte den Eindruck, dass er mehr wusste als Vater. Bevor Vater mit meinem ältesten Bruder in den Ort fuhr, um Geschäfte zu tätigen, war Veit mitgefahren. Er war es, der zu der Zeit Vater beibrachte, wie man handelte, wie man sich und seine Ware auf dem Markt verkaufte. Veit konnte rechnen und schreiben, was die wenigsten beherrschten.
So kam es, dass er mich mitnahm, wenn er die Felder bestellte oder andere Tätigkeiten verrichtete. Diese Zeit war die glücklichste in meinem bisherigen Leben, an die ich mich erinnern kann. In den Pausen, die wir machten, brachte er mir das Rechnen und Schreiben bei, wobei mir das Rechnen besser gefiel.
„Junge, wenn du mit den Händen nicht arbeiten kannst, dann musst du es mit dem Kopf tun!“, meinte er, lächelte mich dabei an.
Es brachte mir in diesen Zeiten wenig, in meiner Situation galt die Faust mehr als die Feder. Aber Veit meinte, dass es nicht schaden könnte, es würde mir irgendwann helfen.
Heute weiß ich, dass ich Veit viel zu verdanken habe. Leider konnte ich ihm niemals danken.
Es kam der Tag, der alles veränderte. Er ...