1. Magische Begegnung 1


    Datum: 09.01.2019, Kategorien: Medien, Autor: Anonym

    Ein kurzer, aber heftiger Gewitterschauer hatte der flirrenden Hitze der vergangenen Tage ein jähes Ende bereitet und den Staub aus den Straßen der Stadt gespült. Danach schien die Sonne wieder aus einem blanken, azurblauen Himmel, zauberte einen Regenbogen an das Dunkelgrau der abziehenden Gewitterfront und trocknete langsam die roten, feucht glänzenden Dächer.
    
    Es war schon früher Abend, als ich die Firma verließ. In der Luft lag befreiende Frische, ein sanfter Wind wehte und es roch nach feuchtem Gras. Ich schlenderte am Park vorbei und danach durch die Geschäftszeilen der Innenstadt, genoss das Flair des Sommerabends und die Freiheit des bevorstehenden Wochenendes.
    
    Es war ein erfolgreicher Tag gewesen. Wir hatten es endlich geschafft, einen heiß umworbenen Großkunden für uns zu gewinnen. Unser Projekt hatte überzeugt - sie hatten unterschrieben! Unser Projekt, an dem ich als Neuling im Geschäft schon einen ziemlich großen Anteil hatte. Es war eine meiner Ideen, die sie schließlich überzeugt hatte. Ich war stolz und übermütig glücklich. Ich hätte am liebsten in die Luft springen und meine Freude heraus schreien können. Für die nächsten Jahre hatten wir ausgesorgt.
    
    Das Gefühl einer seltsam leicht machenden Glückseligkeit hatte mich erfasst. Ich spürte, dass an so einem Tage einfach alles möglich sein musste und dass vielleicht sogar noch etwas ganz Besonderes geschehen könnte. Ich ließ meine Blicke die Schaufenster der Läden, die schon vor mehr als einer ...
    ... Viertelstunde geschlossen hatten, entlang wandern. Aus den großen Glasscheiben sah mich das Spiegelbild eines schlanken, nicht gerade athletischen Mittzwanzigers mit Jeans, T-Shirt und sportlichem blauen Sakko, kurzem dunkelblonden Haar und vor allem einem breiten, zufriedenen Grinsen im Gesicht an.
    
    „
    
    Schade, dass schon alle geschlossen haben“, dachte ich. „Irgend etwas Schönes hätte ich mir heute gern geleistet.“ Einen kleinen Bummel entlang der großen Schaufenster mit all ihren verführerischen Angeboten, die nur auf mich zu warten schienen, wollte ich mir dennoch gönnen. Die Welt lag mir zu Füßen und ich wollte die Möglichkeiten genießen. Kaufen könnte ich ja später, was mir gefällt.
    
    Ich sah den Spatzen zu, die in Pfützen badeten, freute mich an ein paar im Sonnenlicht glänzenden Tropfen, die von den Blättern einer großen Kübelpflanze herunter rannen und beobachtete Passanten.
    
    Eine Frau stand vor dem „Fotoatelier Weihersbrunn“ und beugte sich zum Türschloss hinunter. Sie schüttelte den Kopf, drehte ein Schlüsselbund in der Hand und versuchte dann offenbar einen anderen Schlüssel. Sie trug ein luftiges kurzes Sommerkleid und zeigte mit ihr Profil. Sie stand, die Knie leicht gebeugt und den linken Fuß etwas nach vorn gestellt, mit ihrer Nase direkt vorm Schloss und versuchte nun einen anderen Schlüssel ins Schloss zu stecken. Dabei streifte sie ihr langes dunkles Haar, das ihr ins Gesicht hing, mit einer heftigen aber doch graziösen Handbewegung über die Schulter nach ...
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