1. Treibjagd (1)


    Datum: 04.02.2019, Kategorien: CMNF Autor: Anonym

    Treibjagd1 (Marga)
    
    Marga ist unmöglich!
    
    Sie beißt ihre Frischlinge ungeniert in die kleinen zarten Ringelschwänzchen, wenn sie von ihrer Neugier aus dem Wurfkessel getrieben werden, und zerrt sie daran zurück.
    
    Sie sind noch zu klein, um sich selbst zu schützen.
    
    Marga, die Bache und besorgte Frischlingsmutter ist meine Freundin. Unsere erste Begegnung werde ich nie vergessen.
    
    Es war voriges Jahr im Mai, als ich in der ersten warmen Frühjahrssonne einen meiner gewohnten Waldläufe machte. Ich wollte eine Abkürzung durch ein kleines Tal mit einem Eichen- und Buchehain nehmen, weil ich einen dringenden Termin hatte und weil ich wusste, dass mein Weg auf der anderen Seite wieder zurück führt.
    
    Doch unten im Tal, an einem schmalen Wasserlauf, stand ich plötzlich einer kleinen Wildschweinrotte gegenüber. Genauer gesagt, und noch viel schlimmer: Es war eine Bache mit Frischlingen. Ich war vor Schreck völlig erstarrt, hielt mich mit der linken Hand an einem dünnen Eichenast fest und versuchte, mich nicht zu bewegen. Wildschweine sind kurzsichtig.
    
    Das hoffte ich wenigstens, weil ich es einmal so gehört hatte.
    
    Der Ast war ziemlich schwach und bog sich nach unten. Was, wenn der jetzt abbricht und knackt?
    
    Er knackte nicht. Aber es geschah etwas anderes.
    
    Eines der kleinen Sträflinge kam plötzlich auf mich zu und fraß die jungen grünen Triebe von dem Ast ab, der sich jetzt bis zum Boden geneigt hatte.
    
    Um mich kümmerte es sich gar nicht. Es hatte auf dem ...
    ... Rücken eine lange, fingerbreite und gezackte Narbe.
    
    Offenbar war es ziemlich neugierig vom Wesen her.
    
    Daran habe ich Marga später wieder erkannt.
    
    Auf einmal tapsten auch die anderen Frischlinge dem Kleinen nach und schließlich auch ihre Mutter, die schwarzgraue Bache. Zuerst kostete sie von den jungen Eichentrieben, schmatzte zufrieden und kam dann direkt auf mich zu. Ich zitterte vor Angst, so dass mir der Ast aus der Hand glitt und ich zu Boden fiel. Aber sie blieb ganz friedlich, schnüffelte nur an mir herum und grunzte. Meine Laufshorts schienen ihr vom Geruch her nicht geheuer zu sein. Sie biss hinein und zerrte an ihnen herum.
    
    ‚Lieber nackt als tot“, dachte ich verzweifelt und ließ meinen Hintern langsam aus dem Höschen gleiten.
    
    Auch mein T-Shirt ging diesen Weg. Ob wegen der leuchtenden Farben oder wegen des Geruchs, ich weiß es nicht, aber es gefiel ihr auch nicht.
    
    Sicherheitshalber langte ich wieder nach dem Ast und mit der anderen Hand gleich nach noch einem, um sie von mir abzulenken.
    
    Es gelang. Als sie alle übrigen niedrigen Äste mit meiner Hilfe abgefressen hatten trollten sie sich alle friedlich von dannen. Nur eines der kleinen Streiflinge blickte noch einmal zurück. Das mit der Narbe am Rücken. Ich nannte es Blessy, wegen seiner Blessur. Da wusste ich noch nicht, dass es ein kleines Wildschweinfräulein war.
    
    Was viel schlimmer war: Es hatte meine Jogging-Shorts im Maul und schleppte sie triumphierend davon.
    
    Das verschmähte T-Shirt musste ...
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