London Calling 05
Datum: 16.02.2019,
Kategorien:
BDSM
Autor: byplusquamperfekt
... Dreck doch schlecht alleine lassen.
Ich kriegte einen direkten Zug am Kings Cross Bahnhof und musste dann mit einem Vorortzug und schließlich zu Fuß weiter. Meine Unruhe wuchs, je näher ich dem Ziel kam. Und wenn sie mich gar nicht hereinlassen würden? Schließlich hatte ich vorher keinen Besuch beantragen können. Meine Bedenken erwiesen sich aber als deutlich zu Deutsch. Ich musste ein Formular ausfüllen und dann wurde ich nach einer kurzen körperlichen Untersuchung in ein wie eine Cafeteria wirkendes Besucherzimmer geführt, wo schon einige Frauen mit Angehörigen und Freunden rege Gespräche führten.
Chris wurde von einer Wärterin hereingeführt, wie alle Frauen dort in knallorangen Hosen und weißem T-Shirt. Sie sah müde und blass aus. Sie lächelte nicht einmal, als sie mich sah.
„Was tust du hier? Ich hatte Jamie gesagt, dass ihr mich nicht besuchen sollt."
Der frostige verbale Empfang hätte jeden anderen täuschen können, ich aber fühlte, dass sie mir für den Besuch dankbar war.
„Hallo, mein Schatz. Du hast ja gerade bewiesen, dass man dich eigentlich keine Minute alleine lassen kann."
„Mir ist nicht nach Witzen zumute. Ich hänge richtig tief in der Scheiße, falls dir das entgangen ist."
Ich schwieg für einen Moment betroffen. Wie sollte ich mit ihr umgehen, ihr die Unterstützung geben, die sie doch sicher brauchte? Sie reagierte schnell auf meine Gefühle.
„Sorry, ich wollte dich nicht so anblaffen. Und natürlich freue ich mich, dass du hier bist. ...
... Mein Anwalt war heute Morgen hier, deshalb hab ich nicht die beste Laune. Mr. Jones wird mich nicht vertreten, sondern hatte mir einen Freund empfohlen, mit dem er zusammen studiert hat und der hier ansässig ist. Das ist allerdings ein ganz merkwürdiger Vogel. Na immerhin wird er versuchen, mich auf Kaution freizubekommen."
„Das ist doch schon mal etwas. Wie lange, glaubst du, dauert es, bis darüber entschieden wird?"
„Er sagte eventuell Ende nächster Woche schon. Das Geld ist ja nicht das Problem. Er hat aber auch gesagt, dass wir wahrscheinlich nicht mit fahrlässiger Tötung durchkommen werden. Die Anklage wird auf Totschlag hinauslaufen."
Ich schluckte erschrocken. Ich war bis dorthin hoffend davon ausgegangen, dass sie eventuell eine Bewährungs- oder eine Geldstrafe bekommen würde. Die Presse und Berichterstattung im Fernsehen fiel mir ein. Der Banker war ein Familienvater mit zwei kleinen Kindern gewesen. Verflucht, warum hatte sie bloß dieses gefährliche Spiel mit ihm durchgezogen? Und warum hatte sie nicht vor seinem Ersticken aufgehört?
„Was ist eigentlich genau passiert?"
Sie starrte mich unverwandt an.
„Ich hab die Schlaufen am Hals nicht rechtzeitig aufgekriegt. Ich hab noch versucht ihn wiederzubeleben, aber ich hab es nicht hingekriegt. Ich ... war ziemlich breit."
„Breit? Was meinst du? Warst du betrunken?"
„Nein."
Sie zögerte und sah sich nach den an den Eingängen postierten und sich unterhaltenden Wärtern um, bevor sie sehr leise ...