Wenn man glaubt, jemanden zu kennen
Datum: 28.02.2019,
Kategorien:
CMNF
Autor: Anonym
... Rauschen hell und klar und in meinen Ohren dröhnte ständig ein „Birte verdammt, hör auf damit, Birte, lass sein, um Gottes Willen Carmen, Carmen verdammt, halt endlich Birte fest.“
Das war Gisas Stimme in mir??
Filmriss, totaler Filmriss. Gisa zerrte an ihren Fesseln, kam mit der linken Hand frei und konnte nun an Birtes Schultern langen und zog Birte mit einem gewaltigen Ruck nach hinten um.
„Birte, hör auf, hör endlich auf, es ist nichts passiert, Birte, Schluss jetzt“, und endlich drangen Gisas Worte auch in Birtes Bewusstsein vor, sie wehrte sich nicht mehr gegen Gisas Hand an ihrer Schulter und schaute Gisa fragend, keuchend, vollständig außer Atem an.
„Birte, bitte Birte hör auf, es ist alles gut, es ist wirklich alles in Ordnung“, Gisas Tonfall war zuerst beschwörend, dann empört „was macht ihr überhaupt hier“, dann verzweifelt, „ach, ihr hättet es doch heute Abend erfahren“. Wir staunten uns an, Elisabeth, Birte und ich. Bahnhof, Zug fahren, Koffer vergessen? „Wenn es euch nichts ausmacht und wenn ihr schon einmal hier seid“, Gisa hatte jetzt einen bestimmenden Tonfall, der absolut keinen Widerspruch duldete „Verdammt, macht mich sofort los hier, das ist ja wohl mehr als mega peinlich, macht mich sofort los. Konntet ihr nicht bis heute Abend warten?
Wird’s jetzt endlich, helft mir, los jetzt, dass ich zu ihm kann. Ihr habt gerade meinen Freund umgenietet.“ Und dann um viele Abstufungen milder „Warte mein Schatz, ich bin gleich los hier, ich komme dir ...
... sofort helfen“.
Es stöhnte am Badezimmerboden und der blonde Siebener erwachte.
Wir saßen zu dritt bei Elisabeth, Birte und ich und Gisa war seit einer Stunde überfällig. „Sie kommt nicht mehr und ich bin schuld“, Birte war ein einziger Haufen Elend. „Wenn ich das gewusst hätte“, und Birte schniefte in ihr Taschentuch. „Das hat keiner von uns gewusst, wir haben’s alle nicht registriert“, Elisabeth war wieder sehr analytisch, aber es verbesserte die Lage nicht. Dann klingelte es und Birte starrte zur Tür, wie das Kaninchen auf die Schlange.
Elisabeth öffnete und Gisa war da, alleine. „Du?“ rief es aus drei Mündern gleichzeitig, zuerst überrascht, dann begeistert. „Habt ihr sonst noch wen erwartet?“ Gisa’s Ton war ätzend, die Nummer von heute Nachmittag würde wohl noch lange nicht vom Tisch sein. „Gibt’s hier nichts zu trinken?“, wir waren alle baff, was hatte sich Gisa ausgedacht, um uns für unsere aufdringliche Neugierde zu bestrafen?
„Klaus steht auf Rollenspiele und mehr werde ich jetzt zu diesem Thema nicht sagen“, hob Gisa nun an, „ das mit dem Fußballplatz wusste er, ich hab es so mit ihm abgemacht, aber nicht das, was ihr dann gebracht habt“. Gisas Stimme war wie ein fernes Donnerwetter. „Wir treffen uns bei Lissy bedeutet nicht, ihr schleicht mir nach. Ich hab schon mehrfach überlegt, ob wir uns vielleicht trennen sollten, das war das, wo ich heute Mittag gesagt habe, dass ich drüber nachdenken würde. Wir müssen schließlich irgendwann unsere eigenen Wege ...