1. Das Fest - Teil 4: Elfentanz


    Datum: 11.03.2019, Kategorien: Insel der Scham, Autor: NicoS

    Von all meinen Erlebnissen auf Shame Island war die Begegnung mit den "Nachtgängern" gewiss das fantastischste. Es begann eines abends am Ende unserer ersten Woche ...
    
    * * *
    
    "Wer war eigentlich die junge Frau mit der Glatze?" fragte ich Candy, die wir als Dank für ihre vielfältige Unterstützung und die fürstliche Unterkunft zum Abendessen eingeladen und bekocht hatten. Candy tat zuerst so, als wisse sie nicht, von wem ich sprach. Fast hatte ich diese Reaktion erwartet. Es war definitiv etwas Geheimnisvolles um die Elfe ... beginnend mit der Frage, wie jemand in diesen Breiten mit Glatze und so blasser Haut herumlaufen konnte. Ich hatte mich in den vergangenen Tagen bereits ein paar Mal beiläufig nach der Elfe erkundigt, aber nie mehr als ein Schulterzucken geerntet. Doch heute ließ ich mich nicht abweisen und hakte nach.
    
    "Ok ..., " antwortete Candy mir schließlich gedehnt, sichtlich bemüht, eine vertretbare Antwort zu formulieren. "Das ist ... schwierig für mich. Wir hätten es dir gleich sagen sollen, schon da Cindy neulich abends am Strand mit dabei war ..."
    
    "Cindy ist ihr Name?"
    
    "Ja. Dark Cinderella. Sie ... sie lebt nicht hier im Ort. Sie lebt im Süden. Dort ist ein altes Hotel, das einzige größere Hotel, das je auf der Insel gebaut wurde, in den 1930er Jahren. Dort lebt sie mit etwa zwanzig weiteren Frauen. Sie haben nicht viel mit uns zu tun, und das Fest ist ihnen egal. Cindy war nur da, weil eine gute Freundin gleichzeitig ihren Geburtstag gefeiert hat. ...
    ... Die Frauen dort in dem Hotel ... leben in ihrer eigenen Welt, und das meistens nur bei Nacht. Deshalb nennen wir sie 'Nachtgänger'."
    
    Die Nachtgänger lebten, wie wir erfuhren, vor allem vom Tauschhandel. Sie tauschten Nahrung gegen Schmuck und Kunsthandwerk ... die Festketten und viele der erfolgreichen Exportartikel der Insel stammten aus ihrer Werkstatt. Tagsüber verkrochen sie sich in dem Hotel, und wenn sie nicht arbeiteten, verbrachten sie die Nächte mit orgiastischen Feiern, bei denen - wie Candy es ohne Abscheu, aber distanziert beschrieb - "sich alle über alle hermachten und es oft sehr extrem" zuging.
    
    "Das ist nicht dein Ernst!" fuhr Candy auf, als ich schließlich den Wunsch äußerte, diese Nachtgänger einmal zu besuchen.
    
    "Weshalb nicht? Ich finde das sehr reizvoll, was du mir da erzählst."
    
    "Diese Frauen sind wirklich ... eigenartig. Und sie sind nicht unbedingt an Männern interessiert, jedenfalls nicht wie wir an dir. Vergiss nicht - dort gibt es kein 'Fest'! Hier hast du alles, was du dir nur wünschen kannst ... fast jede Frau, jederzeit. Dort wäre ich nicht mal sicher, was sie mit dir anstellen ..."
    
    "Gar nichts. Ich komme ganz höflich als Besucher, spendiere eine Flasche Rum hier aus dem Keller, lasse meinen Sarong zu, und verschwinde nach ein paar Stunden wieder. Kannst du mir den Jeep leihen?"
    
    Der alte Jeep hinter ihrem Haus war das modernste Fahrzeug der Insel und das einzige, das ausschließlich dem Personentransport diente.
    
    "Und du meinst, ...
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