1. Geliebter Dämon 14: Die Entführung


    Datum: 18.04.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byPhiroEpsilon

    Mittwoch
    
    Am Nachmittag des zweiten Tages war Vicky eine ganze Zeitlang verschwunden. Dann kam sie voller Elan ins Schlafzimmer. "Beweg deinen faulen Arsch und steh auf!", fauchte sie mich an. "Und zieh dir was an; wir haben Besuch."
    
    Ich stöhnte auf und rollte mich aus dem Bett. Wer konnte das schon sein? Leute vom Revier wahrscheinlich, die uns wegen Bobs Verschwinden befragen wollten. Ich brauchte ein paar Sekunden, um mir einen möglichst schäbigen Jogginganzug zusammen zu wünschen. Ich konnte fast den Ekel fühlen, den mein Kleid deswegen ausströmte.
    
    An der Küchentür blieb ich erstarrt stehen und holte tief, tief Luft. Da war zum einen der Duft, der mich fast umhaute. Kaffee, Eier, Speck und frisches Brot. Ich hatte nicht gedacht, dass ich nach meiner kompletten Diätumstellung noch so positiv auf Essensduft reagieren würde.
    
    Und da war auch die Gestalt am Ofen. Ein Mann, der eine Küchenschürze trug. Mein Bruder, der mir seine Liebe gestanden hatte, und den ich mehr oder weniger auf "später" vertröstet hatte.
    
    "Peter?"
    
    Er drehte sich um und grinste mich breit an. "Ich hab' dir dein Lieblingsfrühstück gemacht."
    
    Ich ging langsam auf ihn zu, unsicher, wie er auf mich reagieren würde — Vicky hatte ihm sicher schon alles erzählt.
    
    Doch er ließ alles fallen, was er in der Hand hielt und breitete die Arme aus. Ich ließ mich von ihm umarmen, fühlte die Wärme, die er ausstrahlte, fühlte mich geborgen.
    
    "Also war es doch eine gute Idee", meinte Vicky von der ...
    ... Seite.
    
    Ich streckte eine Hand aus und zog sie in eine gemeinsame Umarmung. Für einen langen Moment dachte ich nicht an all die ernsten Probleme, sondern genoss die Nähe zweier Menschen, die ich liebte.
    
    Irgendwann ließ ich los.
    
    Peter wies auf den Tisch. "Setz dich hin. Ich bring dir dein Essen."
    
    Ich war immer noch sprachlos. Ich hatte viele Fragen, aber im Moment, wollte ich tatsächlich nur genießen. Vielleicht half es ja tatsächlich.
    
    Der Kaffee, den Vicky mir einschenkte, roch traumhaft. Zuerst dachte ich, mein Geruchssinn hätte sich auch verändert, doch dann spürte ich ihre Anspannung. Ich hob die Tasse unter meine Nase und atmete tief ein. Nein, so einen Duft hatte ich noch nie erlebt. "Was habt ihr mit dem Kaffee gemacht?"
    
    Vicky strahlte. "Gut, gelle? Das ist der angeblich beste Kaffee der Welt."
    
    Ich nahm einen kleinen Schluck. "O mein Gott", entfuhr es mir. "Ist der guuut!"
    
    "Dagegen kann ich mit meinen Eiern aber nicht anstinken", kam es von Peter, der mir ein Tablett hinstellte.
    
    "Quatsch", meinte ich. "Die riechen auch himmlisch. Und der Speck! Und das Brot! Wahnsinn!"
    
    Vicky blickte sehr selbstzufrieden zu Peter.
    
    Ich nahm einen kleinen Bissen von den Eiern, ließ sie ganz langsam auf meiner Zunge zergehen, genoss alle Nuancen des Geschmacks, stöhnte auf wie im Orgasmus.
    
    "Setzt euch hin", sagte ich dann. "Ich nehme nur ein paar kleine Happen. Ihr könnt euch den Rest teilen."
    
    Ich nahm die Brotscheibe, tunkte sie in das flüssige Eigelb und ...
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