1. Geschichten aus einer anderen Welt


    Datum: 12.04.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... Geheimnis zu lüften, desto weiter schien es sich zu entfernen.
    
    Das Bild vor ihm verschwand langsam. Es schien vor seinen Augen zu verwischen, die Konturen wurden immer mehr unschärfer, mischten sich miteinander. Wie ein Besessener wollte Noven es festhalten, streckte seine Hand in Richtung der Frau aus. Sie hatte etwas an sich, was er sehr lange Zeit nicht mehr erlebt hatte, sie konnte nicht einfach verschwinden. Seine Hand hätte das Bild berühren müssen, doch er spürte nichts außer Leere. Als er die Unbekannte hätte berühren müssen, verschwand das Bild mit einem Mal. Für immer.
    
    Es fühlte sich an, als hätte er etwas verloren, als hätte man ihm etwas genommen, was seit dem Anbeginn der Zeit zu ihm gehört hatte. Ein weiteres Bild erschien langsam am Horizont, so weit entfernt, dass er es gerade so ausmachen konnte. Doch es war nicht das Bild an sich, was er sehen konnte. Als würden Empfindungen, Gefühle darüber transportiert. Etwas tief in seinem Inneren schien auf einmal dort Wärme zu spenden, wo vorher nur Kälte und Leere vorhanden gewesen waren. Zum ersten Mal nach ihm so endlos erscheinender Zeit wurde ihm seine Einsamkeit bewusst. Die Wärme kam von etwas, was sich noch an die Zeit erinnern konnte, in der sein Gedächtnis seinen Dienst verweigerte. Es erzählte von Geborgenheit, Zuversicht und der innigen Verbindung zweier Menschen. Ein Gefühl, welches er lange vergessen zu haben glaubte, erfüllte Stück für Stück sein Herz, bis auch dieses von der Wärme aus seinem ...
    ... inneren umschlossen war. Er hatte einen Menschen geliebt, sosehr, dass er es beinahe verdrängt hatte.
    
    Das Bild am Horizont wurde deutlicher, es zeigte eine scheinbar nackte Frau, beinahe hätte er geglaubt, es sei dieselbe wie auf dem vorigen. Doch ein Blick in ihre Augen widerlegte dies innerhalb von Sekundenbruchteilen. Für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke, es schien als würde das Bild in hinter seine Augen blicken, als wäre es ein lebendiges Wesen. Nur ein kurzer Moment hatte ausgereicht, um die Frau zu erkennen, die er einmal geliebt hatte. Doch diese Zeit schien Jahre zurückzuliegen. Genauso schnell, wie dieses zweite Bild erschienen war, verschwand es auch wieder und mit ihm die Wärme in seinem inneren, nur dunkle Leere blieb zurück.
    
    Die ganze Zeit hatte er unaufhörlich nach vorne gestarrt, ohne wirklich etwas zu sehen, bis auf die so real erscheinenden Bilder, unaufhörlich seinen Weg fortsetzend. Der einsame Wanderer am Horizont stand mit einem Mal neben ihm, er spürte seine kalte Hand auf seiner Schulter. Es schien, als würde sie ihm direkt die Wärme des Lebens aussaugen, es sorgte aber auch gleichzeitig dafür, dass sich die Dunkelheit um ihn herum immer weiter zusammenzog. Nicht erschreckend oder erdrückend, sondern schützend und behütend. Noven nahm das Geschenk des Wanderers dankend auf, die Dunkelheit um ihn, die vorher so endlos und kalt gewirkt hatte war nun sein Begleiter.
    
    Eine tiefe, von allen Seiten zugleich scheinend kommende Stimme erfüllte ...
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