1. Marie 5 Der Fotograf


    Datum: 21.04.2019, Kategorien: CMNF Autor: Anonym

    Marie 5
    
    Der Fotograf
    
    Es ist empfehlenswert, die ersten Teile der Geschichte vorher zu lesen, um die Protagonisten zu verstehen, welche Motivationen die Handlung vorantreiben.
    
    Am Montag, pünktlich um 7.43 Uhr rollte der Interregio mit Marcus aus dem Bahnhof Richtung Hannover. Winkend schaute Marie den roten Lichtern hinterher. Unten auf dem Parkplatz saß Günther im Auto und wartete auf sie.
    
    „Na, ich sehe ja gar keine Tränen, mein Kind.“
    
    „Warum sollte ich, Marcus kommt ja bald wieder. Außerdem habe ich ja noch dich alten Zausel, du wirst mich bestimmt trösten, oder?“
    
    „Respekt Kind, etwas mehr Respekt vor dem Alter bitte!“ forderte Günther lachend ein. „Also, ich habe mir das heute so vorgestellt. Du setzt mich am Studio ab, da mache ich eine Stunde Gewichte, fährst mit dem BMW nach Hause und holst dir noch die Sachen, die du so brauchst. Ach ja, packe bitte einen Bikini ein, den werden wir brauchen.“
    
    „Würde ich ja gern, doch ich hab leider keinen Führerschein. Wozu brauche ich einen Bikini? Willst du mit mir schwimmen gehen?“
    
    „Keinen Führerschein, den kann man doch heute schon mit siebzehn machen, oder?“ Die anderen Fragen wurden von Günther schlicht ignoriert.
    
    „Schon, nur muss man das auch bezahlen können.“
    
    „So arm kann dein Vater doch nicht sein, dass er dir die Schoße nicht finanzieren könnte!“
    
    „Ist er auch nicht! Nur sagt er, ich sollte mir den Schein und das erste Auto selbst verdienen, damit ich es auch wirklich zu schätzen ...
    ... weiß.“
    
    „Ein Mann mit Prinzipien, er wird mir langsam sympathisch, denn wo er Recht hat, hat er Recht... Hmm, also Kommando zurück. Wir fahren erst zu dir…“
    
    „Günther, dann bleibe bitte ein paar Meter vom Haus meiner Eltern entfernt stehen, wenn die dich sehen…“
    
    „Was ist dann?“
    
    Marie druckste herum. „Naja, ich hab dich als alten Opa beschrieben, der kaum noch krauchen kann, damit mein Vater keine falschen Schlüsse zieht!“
    
    Günther lachte und konnte sich kaum beruhigen. „Gut, dann wollen wir dem Klischee gerecht werden.“ Er hielt an der nächsten Bushaltestelle an, stieg aus und öffnete den Kofferraum. Als er sich wieder ans Steuer setzte trug er eine alte Kordjacke und einen Hut.
    
    Jetzt lachte Marie. „Es fehlt noch die umhäkelte Klorolle hinten auf der Hutablage, dann würde mein Vater sofort einen dicken Hals bekommen. „Ein Hutling auf dem Weg ins Altersheim, schnell überholen, bevor der Schaden anrichten kann!“
    
    Günther holperte betont heftig über den Bordstein und machte sich ganz klein auf dem Sitz, als sie vor Maries Haus ankamen. Sofort wackelte die Küchengardine. Marie sprang aus dem Auto.
    
    „Vergiss den Bikini nicht!“ mahnte Günther.
    
    „Mit wem bist du denn da gekommen?“ wollte Maries Vater wissen. „Der Hutling bekommt seinen dicken BMW ja kaum zum stehen.“
    
    „Das ist Marcus Opa, der war so lieb, mich her zu fahren, damit ich noch ein paar Sachen holen kann.“
    
    „Ihr solltet noch am Rathaus vorbeifahren, damit er da seine Pappe gleich abgeben kann…“ ätzte ihr ...
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