1. Splitternackt (3) Die Karibik


    Datum: 27.04.2019, Kategorien: Kunst, Autor: Anonym

    Splitternackt (3)
    
    Wie ich in der Karibik ankam.
    
    Ende 1988 bin ich dann von München nach Hamburg gegangen, weil ich endlich auch einmal wieder andere Gesichter sehen wollte. Irgendwie ist es schon komisch: Wenn einen Leute, speziell Männer, fast immer nur nackt gesehen haben, dann wird man ihnen langsam so gleichgültig, dass sie einen nicht einmal dann wieder erkennen, wenn man sich einmal was Schönes anzieht. Und wenn sie mich dann endlich erkannten, irgendwo in der Stadt, dann war ich ihnen auch schon wieder wurst. Es fehlten ihnen dann wahrscheinlich ganz einfach die Entdeckerfreude und der Forschungsdrang. Nach 5 Monaten hieß ich dort an der Akademie nur noch „die rote Bürste“, so wie irgendein Besen, der da in der Ecke steht.
    
    Als meine fast gleichaltrige Freundin Sabrina dann auch noch nach Hamburg zu ihrem Verlobten zog, da bin ich einfach mitgegangen. In Hamburg blieb ich ungefähr 7 Monate und dann war es fast schon wieder das Gleiche: Alltag, Routine, Langeweile.
    
    (Was ich in und um Hamburg erlebt habe, das habe ich schon einmal geschrieben. Leider sind da aber inzwischen alle Anführungszeichen weggelöscht, deshalb hänge ich es hinten noch einmal in korrigierter Fassung an.)
    
    Was mich in Hamburg aber ganz besonders fasziniert hatte, das waren die Schiffe, die über den Atlantik und in alle Länder ausliefen. Da wollte ich immer so gerne gleich mitfahren. Leider ging da kein Weg rein, weil ich nie genügend Geld hatte.
    
    Doch dann wurde eines schönen ...
    ... Tages, im Frühsommer 1989
    
    die
    
    „
    
    Voyager of the Seas“ neu in Dienst gestellt. Ein in Skandinavien gebauter Passagierliner unter Kapitän Sven Petterson. Für dieses Schiff wurden überall per Anzeige deutsch sprechende Servicekräfte gesucht. Die Jungfernfahrt sollte in die Karibik gehen, Von den Bahamas aus in südliche Richtung, entlang der ganzen alten Pirateninseln, die es da früher einmal gab. Ich fand das sehr spannend, habe mich also beworben und erhielt ein Angebot für den Zimmerservice. Das hatte ich mir allerdings doch etwas anders vorgestellt, als es dann wirklich war.
    
    Mit Passagieren kam man da so gut wie gar nicht in Kontakt und von der Seereise kriegte man eigentlich auch nichts mit. Immer nur unter Deck, in engen Räumen und engen Kojen ohne Tageslicht. Die eingeblasene Luft kam offensichtlich aus dem Maschinenraum. Sie roch immer so nach verschmortem Maschinenöl, dass man davon Kopfschmerzen bekam. Der Dienst bestand nur aus Zimmer reinigen, Bettwäsche abziehen, Bettzeug wechseln und Mülltüten heraustragen. Danach Waschmaschinen bestücken und leeren, und das den ganzen Tag lang. Ich wurde dabei immer blasser und missmutiger, zumal es auch viel zu wenig Schlaf gab. Stress pur.
    
    Am vorletzten Tag, bevor wir die Karibik erreichten, hatte ich endlich einen halben Tag dienstfrei, aber nur von Abends 19:00 Uhr bis zum nächsten Tag, 7:00 Uhr. So ein Unfug! Was sollte man damit schon anfangen? Ich schlenderte also über die fast menschenleeren Decks. Die Passagiere ...
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