Splitternackt (3) Die Karibik
Datum: 27.04.2019,
Kategorien:
Kunst,
Autor: Anonym
... Schitt!“
Angekommen und ausgeraubt.
Ich überlege, ob ich am besten nicht gleich so ins Wasser gehen und mich ertränken sollte. Nackt im weißen Unterrock. Der Tod im Paradies. Aber ich höre von überall Leute lachen, Kinder schreien, Musik und fremdartige Düfte, rhythmische Trommelklänge und das Rauschen der Wellen am Strand. Genau hierher wollte ich doch! Ich lebe noch und bin gesund. Dass ich außer meinem weißen Baumwollunterrock nichts mehr anhabe, ist fast schon mehr, als ich sonst so gewohnt bin. Was soll dann also das ganze Lamento?
Los, Demmi, mach dich auf und erkunde die Insel. Mache was daraus! Vielleicht ist es ja doch das Paradies, und du merkst es nur nicht gleich?
Ob ich vielleicht gleich einmal ein Bad nehme, in diesem herrlich warmen, klaren Wasser des Atlantiks? Lieber nicht. Denn, wenn ich jetzt in meinem weißen Unterrock da rein gehe, dann wird er durchsichtig. Wenn ich ihn aber vorher ausziehe, dann bin ich gleich ganz nackt. Aber mit ‚nackt unter zahlenden Touristen’ hatte ich gestern erst schlechte Erfahrungen gemacht. Auch wenn die Leute hier am Strand recht locker und leicht bekleidet sind, ich traue dem Frieden nicht so recht.
Also beschließe ich, mir als Erstes einmal irgendeine kleine Arbeit zu suchen, von der ich leben kann. Es geht schon heftig auf die Mittagszeit zu und ich schlendere die Strandpromenade in südlicher Richtung hinunter, auf der Suche nach einem Hotel, wo man auch deutsch spricht. Englisch verstehe ich kaum, und den ...
... seltsame Slang, den die Einheimischen hier schnattern, eine bunte Mischung aus Englisch, Spanisch und Französisch schon gleich gar nicht. Die karibische Sonne brennt auf meine vom sonnenlichtlosen Leben unter Deck noch sehr blasse Haut. Die Menschen haben sich vom Strand und von den Straßen in ihre Häusern und Hotels zurückgezogen. Endlich finde ich ein mittelgroßes Touristenhotel mit, unter anderen, auch deutschen Angebotstafeln vor der Eingangstür. Also gehe ich da hinein und fragte die Frau an der Rezeption, die sich als Geschäftsführerin vorstellt, ob ich hier eventuell einen kleinen Job bekommen könnte. Auch sie fragt mich als erstes nach meinem Pass. Ich erzähle ihr meine Story und sie wird dabei immer abweisender in ihrem Gesichtsausdruck, der mir erst zu Beginn schon sehr verheißungsvoll erschienen war, als ich sie auf Deutsch angesprochen hatte. „Da kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen, junge Frau“, sagt sie bedauernd, „aber wir haben hier ganz strenge Bestimmungen, wegen der illegalen haitianischen Einwanderer, wissen Sie? Hier gibt es fast jeden zweiten Tag eine Razzia nach illegal Beschäftigten und nach Prostituierten. So, wie Sie aussehen, in diesem Aufzug und ohne Papiere, da würde man Sie sofort verhaften und auf eine abgelegene Insel in ein Straf- und Arbeitslager abschieben, wo Sie bis ans Ende Ihrer Tage schmoren müssten. Das könnte sehr hart für Sie werden, mit Ihrer blassen Haut und ohne Sprachkenntnisse.“
Ich weiß zwar, dass oben, zwischen den dünnen ...