1. Splitternackt (3) Die Karibik


    Datum: 27.04.2019, Kategorien: Kunst, Autor: Anonym

    ... the Seas“ war also am Beginn ihrer Inseltour und ich war am Ende meiner ersten Seereise angekommen. Ich saß fest auf
    
    New Providence Islands. Hauptstadt: Nassau. Eine eigentlich winzig kleine Insel mit etwas Tourismus, einem verlassenen britischen Militärgelände, einem mittelgroßen Industriekomplex für Lebensmittelkonserven, wie ich später erfuhr, vielen kleinen Hüttensiedlungen voller armer Leute und einem kleinen Bootshafen, genannt „Boat Harbour“, wie denn auch sonst? Einen kleinen Flughafen gab es da auch, im Norden der Hauptinsel, aber mein Geld hätte ohnehin für den Heimflug nicht gereicht. Was nun? Da stand ich also mit meiner kleinen Reisetasche an der nördlichen Strandpromenade von Paradise Island, der westlichen Nebeninsel, und wusste nicht wohin. Ich hatte immer noch meine Bordkleidung an, die man mir „großzügig“ überlassen hatte. „Paradise Island“, welch ein Hohn! Als erstes wollte ich mich irgendwie und irgendwo meiner kratzigen Sachen entledigen. In meiner Tasche hatte ich zum Glück noch private Sachen. Einige seidene Slips, drei Unterröcke aus reiner Baumwolle und natürlich auch mein knielanges hellblaues Sommerkleid. Also suchte ich eines der vielen kleinen Fischrestaurants auf, bestellte mir da ein kleines Getränk und suchte mit meiner Tasche die Toilette auf. Die Toilette war da von der extremen französischen Art, ein kopfgroßes Loch im Boden mit einem alten Ölfass, welches darunter eingegraben war, ohne Toilettenschüssel oder sonst was und sie hatte ...
    ... statt einer Tür nur ein doppeltes Schwingbrett, so ähnlich wie man es aus Westernfilmen von der Saloontür her kennt. Mir war es egal. Meine alte Borduniform entsorgte ich einfach gleich samt Unterwäsche in das bodenlose Loch. Dann kramte ich einen meiner baumwollenen weißen Unterröcke heraus, zog ihn mir über und fasste wieder hinter mich, um mir einen Slip zu greifen. Doch ich griff ins Leere. Meine Tasche war verschwunden! Mit allen meinen übrigen Sachen, meinem Geld und auch mit meinem Pass. Ich erschrak, stürzte aus der Schwingtür und schaute mich überall in den verwinkelten Gängen und hinter den geflochtenen Binsenmatten um. Nichts zu sehen, keiner da. Als ich mich bei der Wirtin beschwerte, wollte sie zuerst meinen Pass sehen, „Passeport?“. Ich streckte nur die Arme weit aus und zuckte mit den Schultern. Da zuckte sie auch nur mit den Schultern und räumte mein gerade serviertes Getränk wieder vom Tisch. Da konnte ich diskutieren und herumschreien, soviel ich wollte. Sie verstand kein Wort mehr und versuchte es auch gar nicht erst. Aber woher wusste sie, dass mein Geld auch mit verschwunden war? Nach einer guten Stunde des Herumsuchens und Streitens rannte ich zum Strand, in der Hoffnung, irgendwo am Anleger noch die Leute von der
    
    „Voyager of the Seas“ anzutreffen, aber die waren auch schon weg. Nun war ich endgültig getrennt von allem, was Deutschland ist und angekommen im Paradies. In Paradise Island auf den Bahamas, am Ziel meiner Träume. „Schitt! Verdammter ...
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