1. Splitternackt (3) Die Karibik


    Datum: 27.04.2019, Kategorien: Kunst, Autor: Anonym

    ... hatten inzwischen eine Dinerparty mit dem Kapitän im großen Galasalon. Da entdeckte ich vorn am Bug, zwischen Ankerdeck und Brücke, den Swimmingpool. Alles war leer und einsam. So beschloss ich also, wieder einmal nackt baden zu gehen, weil ich auch schon überall am Körper Striemen und kleine Pickel hatte, von der kratzigen graublauen Dienstbotenwäsche, den harten Gummis und dem scharfen Vorwaschmittel, das bei Seewasser auch noch schäumen muss. Gegen so etwas bin ich nämlich schon immer sehr allergisch.
    
    Aber der Pool war herrlich! Weg mit dem kratzigen Zeug und rein ins Wasser, fünf Bahnen schwimmen und dann auf einer der vielen leeren Pritschen an der warmen Luft trocknen lassen. Der Abend war fast windstill und karibisch warm, eigentlich schon schwül. Ich räkelte mich genießerisch nackt auf der Pritsche herum und ließ die Luft an alle Körperstellen ran. Dabei fühlte ich mich so sauwohl, wie schon lange nicht mehr. Ich untersuchte und behandelte in aller Ruhe meine Kratzer und Pickel unter den Armen und zwischen den Beinen bis runter an den Po, überall da, wo einen eben kratzige Wäsche lästig sein kann.
    
    Dabei hatte ich aber leider nicht beachtet, dass man den Pool von den hoch gelegenen Salonfenstern aus, vollständig einsehen konnte. Es hat gar nicht so lange gedauert, da hatte ich auch schon Leute an meiner Seite, die auch jetzt unbedingt eine Abkühlung suchten. Vielleicht waren sie vom Champagnertrinken heiß gelaufen, oder vom Tanzen? Es waren jedenfalls alles ...
    ... Männer. Ich kümmerte mich gar nicht um sie, und hatte da auch gar nichts dagegen, weil ich das ja so gewohnt war, dass mich Männer nackt ansehen, wo sie es wollen. Die Männer aber wurden wahrscheinlich dann von ihren Frauen bald vermisst. Die ganzen Weiber kamen auch umgehend höchstselbst an den Pool, schrien Zeter und Mordio, Schlampe! Schweinerei! und nach dem Kapitän. Der Kapitän kam leider nicht selbst, sondern schickte seinen Zahlmeister, der für das angeheuerte Personal zuständig ist. Der Zahlmeister entschuldigte sich bei den Frauen, befahl mir, mich sofort wieder anzuziehen und sagte, dass er mich im nächsten Hafen an ohne viel Tamtam Land setzen würde. „Punkt. Keine Widerrede!“ Meine geringe Heuer zahlte er mir auch gleich am nächsten Morgen aus, als wir bei den Bahamas, auf der Reede vor New Providence Islands ankerten. Knapp 300 DM für die 4 Tage Dienst plus 45 DM Verpflegungssatz für die laufende Woche, um gerechnet in US-Dollar. Meinen Pass kriegte ich auch. Den Heuervertrag behielt er ein, damit ich nicht gleich wieder anheuern konnte (Später sollte genau dieser Vertrag einmal meine letzte Möglichkeit sein, wieder als deutsche Staatsbürgerin anerkannt zu werden, aber das wusste ich damals noch nicht). Ich sollte mich an das Deutsche Konsulat wenden oder selber sehen, wie ich wieder nach Hause komme, aber den zahlenden Passagieren des Schiffes sei ich nicht mehr zumutbar. Dann wurde ich vom Proviantmeister mit dem Boot zum Anleger an Land gebracht.
    
    Die „Voyager of ...
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