Zwei Schwestern
Datum: 01.05.2019,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byswriter
... ihm gut tat und die ihn sie mögen ließ. „Sobald es mir besser geht, verlasse ich die Farm und falle Ihnen und Ihrer Schwester nicht mehr zur Last."
„Das wird sobald nicht geschehen", stellte die Angesprochene fest. Sie nahm neben ihm Platz und wandte sich ihm zu. „Es wird noch einige Tage dauern, bis Sie wieder ganz der Alte sind. Sehr weit werden Sie mit dem Bein in Ihrem Zustand nicht kommen."
„Ich möchte nicht, dass meine Anwesenheit zu Problemen führt. Und ich sehe auch, dass Sie sich einschränken müssen, um mich zu versorgen."
„Wir kommen schon zurecht", erklärte Mary und blickte geradeaus in die Ferne.
Nach einer Weile sagte sie: „Amy wird nicht zulassen, dass Sie uns so bald verlassen."
„Ach ja?"
Sie fokussierte ihren Blick auf ihn und lächelte leicht. „Wollen Sie behaupten, dass Sie ihr Interesse an Ihnen nicht bemerkt haben?"
„Ach so ... Ja ... Sie kam mich einige Male besuchen."
„Amy ist jung und wild. Sie ist nicht dafür geschaffen, auf einer Farm zu leben und den lieben langen Tag zu arbeiten, die Tiere zu versorgen und am nächsten Tag wieder das Gleiche zu tun." John wusste nichts darauf zu erwidern. Dann fiel ihm etwas ein. „Was ist mit Ihnen? Sind Sie glücklich hier auf Ihrer Farm?"
Mary antwortete nicht sogleich. „In diesen Zeiten haben es alle schwer. Der Krieg fordert seinen Tribut. Mein Vater hat die Farm dreißig Jahre lang bewirtschaftet und von einem Tag auf den anderen kam ihm in den Sinn, sich der Armee anzuschließen. Wir ...
... haben ihn seit etlichen Monaten nicht mehr zu sehen bekommen ... Vielleicht ist er längst tot."
John war peinlich berührt und wunderte sich über die Offenheit, welche die sonst so zurückhaltende Mary an den Tag legte. „Sie sollten die Hoffnung auf seine Rückkehr nicht aufgeben. Viele gute Männer kommen nach Hause ... leider nicht alle."
„Erwartet Ihre Familie Sie zurück?"
„Sie werden die Hoffnung nicht aufgeben ... Mein Vater ist vor einigen Jahren gestorben. Ich habe unsere Farm mit meiner Mutter und meiner Schwester geführt. Bis der Krieg über uns hereingebrochen ist."
„Wartet Ihre Frau auf Ihre sichere Rückkehr?", fragte Mary mit leiser Stimme.
„Nein. Sonst gibt es niemanden."
Sie reagierte nicht auf seine Antwort. John fühlte sich mit einem Mal berufen, seinen Arm um Mary zu legen und sie an sich zu drücken und zu trösten. Er nahm Abstand von dem Gedanken.
Plötzlich erhob sie sich und baute sich vor ihm auf. „Sie können bleiben, bis es Ihnen besser geht. Solange können Sie sich hier auf der Farm nützlich machen, sofern es Ihr Bein zulässt."
„Ja, einverstanden."
„Sie werden für Essen und Trinken arbeiten. Wir können Sie nicht ohne Gegenleistung tagelang durchfüttern."
„Das werde ich tun, Mary. Ich werde Sie nicht enttäuschen", versprach John und sah der Frau in dem roten Kleid hinterher, als sie sich ins Haus zurückzog. Der Dachboden über der Scheune sollte sein Schlafplatz bleiben. Es stellte sich heraus, dass Mary ihm weiterhin sein Essen ...