1. Zwei Schwestern


    Datum: 01.05.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byswriter

    ... besser, wenn ich mich jetzt mal um meine Aufgabe kümmere. Wir sehen uns später."
    
    John sah sie in der Lukenöffnung im Boden verschwinden und erhob sich aus dem Bett. Er untersuchte sein Bein und erkannte die Abdrücke, welche die Beinschelle auf der Haut hinterlassen hatte. Er rieb an den Striemen und besah sich dann das andere Bein.
    
    Der Verband saß stramm an seinem Unterschenkel und bedeckte seine Wunde. John machte ein paar Schritte auf wackeligen Beinen und humpelte hin und her. Dann beschloss er, sich anzuziehen. Mary hatte ihm nicht erlaubt, den Dachboden zu verlassen. Würde sie es dulden, dass er herunterstieg und sich frei auf dem Gelände bewegte? Konnte er ohne Gehhilfe lange Strecken bewältigen? John wollte es herausfinden. Als er wenig später am unteren Ende der Treppe angekommen war, war er schweißgebadet. Die wenigen Stufen hatten ihn geschlaucht und es war offensichtlich, dass er noch lange nicht gesund war und noch eine Weile bis zur vollständigen Genesung brauchen würde. Er legte eine Verschnaufpause ein und schleppte sich dann aus der Scheune, während er sich humpelnd bewegte und sich an den Wänden festzuhalten versuchte. Die Sonne schien ihm ins Gesicht. Urplötzlich kam in ihm der Eindruck von wiedergewonnener Freiheit auf. Man hatte ihn gegen seinen Willen festgehalten, auch wenn er ohnehin kaum in der Lage gewesen wäre, sich fortzubewegen.
    
    Ein kleiner Hund kreuzte seinen Weg. Johns Blick wanderte umher. Er befand sich auf einer Farm mit einem ...
    ... mittelgroßen Haupthaus. Seine bisherige Unterkunft war eine baufällige Scheune, deren Nutzen er nicht erkennen konnte. In einiger Entfernung erkannte John weitere kleine Gebäude: Einen Schuppen und ein Gartenhaus. Links von ihm sah er einen Brunnen, vor dem Haupthaus hatte jemand einen Gemüsegarten angelegt. Er schleppte sich mühsam Meter um Meter vorwärts, erkannte aber schnell, dass er nicht weit kommen würde. Ehe er sich versah, lag er auf dem staubigen Boden. Dann kam Mary aus dem Haus auf ihn zugeeilt. Sie ging neben ihm in die Knie und legte ihren Arm um John. Sie half ihm auf und John wunderte sich, wie stark die attraktive Frau war. Sie stützte ihn und führte ihn in Richtung einer Bank, die neben dem Eingang des Wohnhauses stand.
    
    „Wie sind Sie auf die Idee gekommen, dass Sie in Ihrem Zustand umherlaufen sollten?"
    
    John war zu erschöpft, um zu antworten und ließ sich schwer atmend auf die Bank fallen. Mary blieb vor ihm stehen und blickte auf ihn herab.
    
    „Es geht schon wieder ... Ich habe mich wohl übernommen."
    
    „Sie wurden angeschossen und hatten vor wenigen Tagen noch eine Kugel im Bein", stellte Mary fest. „Was haben Sie erwartet ...? Soll die ganze Mühe umsonst gewesen sein? Erst flicke ich Sie zusammen und durch Ihren Leichtsinn gefährden Sie Ihre Gesundheit."
    
    „Sie haben recht", gab John kleinlaut zu. Er war wieder zu Atem gekommen und sah Mary eingehend an. Sie war so hübsch, so natürlich und strahlte trotz ihres abweisenden Verhaltens eine Wärme aus, die ...
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