Zwei Schwestern
Datum: 01.05.2019,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byswriter
... zu kommen. Sie zog eine Schere aus ihrer Schürze und begann, den alten Verband aufzuschneiden. John zuckte vor Schmerzen zusammen.
„Ihre Kleidung war verdreckt, zerrissen und Sie haben nicht gut gerochen", erklärte Mary. „Nachdem ich Sie zusammengeflickt habe, habe ich Sie gewaschen ... Solange Sie hier im Bett liegen, werden Sie keine Kleider benötigen. Oder ist Ihnen kalt?"
„Nein, sicher nicht."
John war nicht wohl bei dem Gedanken, dass ihn die beiden Frauen nackt gesehen haben könnten. Er sah zu, wie Mary den alten Verband entfernte, die Wunde prüfte und seinen Unterschenkel mit sauberem Verbandsmaterial bedeckte.
„Wird mein Bein wieder ganz gesund werden?"
„Ich bin kein Arzt", entgegnete sie abweisend. „Ich glaube aber nicht, dass es Ihnen abfallen wird."
Sie erhob sich und packte die Schere und die Reste des Verbandszeugs in ihre Schürze. Dann nahm sie das Tablett an sich und stellte es auf die Matratze. „Hier sind etwas zu Essen und ein Kaffee. Tut mir leid, wenn er inzwischen kalt sein sollte."
„Ich danke Ihnen ... Wann werden Sie mir meine Fesseln abnehmen?"
„Dann, wenn ich Ihnen trauen kann ... Wenn Sie einem menschlichen Bedürfnis nachkommen müssen ... neben dem Bett steht ein Eimer."
Sie drehte sich ohne weitere Worte um und ging auf die Öffnung am Boden zu. Sie stieg hinein und schloss die Luke hinter sich. John lauschte den verklingenden Schritten und betrachtete den Teller auf dem Tablett. Urplötzlich erkannte er, dass er großen ...
... Hunger verspürte. Nachdem er sich gestärkt und den köstlichen Kaffee runtergespült hatte, begann John, seine Umgebung zu inspizieren. Die Kette an seinem Bein erlaubte ihm, sich knapp einen Meter um das Bett herum zu bewegen. Weiter kam er nicht.
Er kniete sich vorsichtig auf das Bett und versuchte, durch das Fenster zu schauen. Es gelang ihm nicht. Von draußen waren Tierlaute zu hören. Wind pfiff durch die Bäume. Ein Vogel stieß einen kurzen Schrei aus. John ließ sich auf das Bett fallen und betrachtete sein Bein. Mary hatte den Verband professionell angelegt. Ein Arzt hätte es nicht besser machen können. Wie lange würde es dauern, bis die Wunde verheilt war? Würde etwas zurückbleiben? Was geschah, wenn er wieder bei Gesundheit war und aus dem Bett aufstehen konnte? Würden sie ihm die Kette abnehmen und ihn gehen lassen? Warum hatten Mary und Amy Angst vor ihm und trauen ihm nicht?
John verlor sich in seinen Gedanken und schlief kurz darauf ein. In seinen Träumen wurde er von unsäglichen Szenen auf dem Schlachtfeld heimgesucht. Er wachte schweißgebadet auf und sah sich blinzelnd um. In seinem Gefängnis war es dunkel geworden. Nur noch wenige Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster. Er spürte seine Blase und erinnerte sich an den Eimer, von dem Mary berichtet hatte. Er schob die Bettdecke von sich und rutschte an den Rand des Betts. John schob beide Beine über die Matratze und versuchte aufzustehen. Ein starker Schmerz fuhr mit voller Wucht in sein verletztes Bein. Er fiel ...