Die Mutige und die Scheue
Datum: 04.05.2019,
Kategorien:
1 auf 1,
Autor: Solist
Ich hatte lange überlegt, ob ich überhaupt ein paar Tage wegfliegen sollte. Als Selbständiger konnte ich nie lange im voraus planen und jetzt nur eine last-minute-Reise buchen. Jetzt, mitten in den Sommerferien. Da waren fast nur Eltern mit ihren Kindern und ganz junge Leute, eben Schulpflichtige, unterwegs. Da war man als Solist ziemlich auf verlorenem Posten. Aber ich wollte einfach ein paar Tage raus aus der Tretmühle. Mallorca. Eine kleine Familienpension, hieß es. Auch das noch. 35 Zimmer. Für mich Doppel- als Einzelzimmer. Mit entsprechendem Aufschlag. Dort angekommen, fand ich alles bestätigt, was ich befürchtet hatte. Kinder über Kinder. Klar, keine Straße zwischen dem kleinen Strand und dem Haus, das war ideal. Ein paar Väter hatten sich am Abend an die Bar verirrt. Mit denen trank ich ein Bier. Sie waren bald weg. Sie mussten wohl, weil sonst ihre holden Gattinnen wahrscheinlich rebelliert hätten. Ab und zu verirrte mal eine von denen an die Bar. Aber denen schöne Augen zu machen, verbot sich. Das Mädel hinter dem Tresen wäre ein Schuss, aber sie war erkennbar mit dem Barkeeper liiert. Und mit dem sollte man besser keinen Streit bekommen, wie der gebaut war. Ich quatschte mit ihm ein bisschen, er gab mir seinen Spezialdrink aus. Verdammt lecker. Da, oh Wunder, kamen zwei Frauen allein herein. Auf den ersten Blick nicht schlecht - aber sie konnten ja auch zwei Mütter sein, die ihre Männer zum Babysitten auf der Bude gelassen hatten.
Waren sie aber nicht. Sie ...
... setzten sich leider ziemlich weit weg von mir. Und sprachen mit dem Barkeeper nur, weil der mit seinen Gästen eben Konversation machen wollte. Ich bekam mit, dass sie einen Ausflug gemacht hatten. Der Bus hatte eine Panne, daher wurde es so spät. Sie hatten nur einen Hamburger unterwegs geschnappt, weil sie todmüde waren. Meine Blicke, die von Interesse zeugten, konnten ihnen nicht verborgen geblieben sein. Ab und zu fing ich einen Seitenblick der etwas größeren von beiden ein. Sie war blond, langhaarig. Etwa 30. Die andere schätzte ich ein wenig jünger. Sie hatte schulterlange, schwarze Haare. Das Hinterteil, dem nach dem Gesicht immer mein zweiter Blick gilt, vermochte ich bei beiden nicht zu identifizieren; denn die beiden saßen in der Rundung der Theke. Bald zahlten sie, standen auf und gingen. Die Blonde sagte im Vorbeigehen leise "tschüss". Ich sah den beiden nach und stellte fest: Nette Mädels, gut gebaut. In den hellen, engen langen Hosen war Attraktives verpackt.
Am nächsten Abend saßen sie schon da, als ich zur Bar kam. Ich nahm, um nicht gleich aufdringlich zu wirken, den übernächsten Hocker. Nah genug, mit ihnen zu quatschen. Aber höfliche Distanz. Als nächste hatte ich die Schwarzhaarige vor mir, die etwas zurückhaltender zurück gegrüßt hatte als ihre Freundin, die eine Art Wortführerin der beiden zu sein schien. Wir sprachen übers Wetter, eine langweilige Angelegenheit im Sommer auf Mallorca. Die Blonde verschwand, wahrscheinlich für kleine Mädchen. Als sie ...