1. Die Mutige und die Scheue


    Datum: 04.05.2019, Kategorien: 1 auf 1, Autor: Solist

    ... wiederkam, nahm sie ihr Glas und setzte sich damit auf den freien Hocker zwischen mir und der Dunkelhaarigen. Ich erfuhr: Blondchen hieß Cara, ihre Freundin Christiane. Keine dummen Mädels, wie ich feststellte. Beide Lehrerinnen am Gymnasium. Beide Biologie und Deutsch. Für geschlagene vier Wochen hier. Zwei hatten sie schon hinter sich, sie sahen auch knackig braun aus. Sie wären Sonnenanbeterinnen, erzählten sie. Was ich nun überhaupt nicht war. Ich mochte nur die Wärme, das sichere Klima. Offenbar war ich ihnen nicht unsympathisch. Sonst hätten sie wohl nicht so schnell verraten, dass sie im Moment unbemannt durchs Leben gingen. Cara geschieden, Christiane in Trennung lebend. Sie stammten beide aus der Gegend um Essen und hatten sich auf einem Fortbildungsseminar kennen gelernt. Wir quatschten und quatschten, die Zeit rannte. Der Barkeeper und sein Mädel räumten auf, wischten und bedeuteten uns: Morgen wieder.
    
    "Wollen wir noch einen Drink bei mir nehmen, ich habe den Kühlschrank voll", schlug ich vor. "Mal haben wir du, mal Sie gesagt. Ich denke, wir sollten aufs du einen Schluck nehmen." Sie sahen sich an, Cara stimmte schnell zu. Christiane sagte nichts und stapfte nur hinter uns her. Ich dachte: erste Hürde genommen. Ich köpfte eine Flasche Sekt, goss ein. Wir prosteten und zu, ließen die Gläser klingen. Bruderschaft - da gehörte schließlich ein Kuss dazu. Christiane stand rechts von mir, ich beugte mich zu ihr, wollte sie auf den Mund küssen. Doch sie wand sich, ...
    ... ließ mich nur an ihre Wange. Blöde Kuh! Dachte ich. Cara schien meine Miene richtig zu deuten. Sie näherte sich genussvoll langsam meinem Mund, küsste mich, spielte mit ihrer Zunge an meiner. Hörte gar nicht auf damit, legte sogar die Arme um meinen Hals. Das gefiel mir. Da fiel die Tür ins Schloss. Wir sahen uns um - Christiane war verschwunden. Cara lief ihr hinterher, drehte sich zu mir um, zuckte mit den Schultern, was wohl heißen sollte: Ich muss mich um sie kümmern.
    
    Schade, dachte ich. Beide gefallen mir, mit Cara hätte es heute schon etwas werden können. Ich setzte mich noch auf den Balkon, dachte über die letzte Stunde nach. War spitz auf beide. Aber wenn nur Cara - auch gut. Wenn überhaupt jemand. In Gedanken versunken, hörte ich, wie es an der Tür klopfte. Cara stand da. "Entschuldige noch mal, aber ich musste Christiane hinterher. Weißt du, sie ist ziemlich zurückhaltend. Ihr Ex war ihr erster Mann. Sie hat nie ein richtiges Abenteuer erlebt. "Möchtest du eins erleben", fragte ich, "hier auf Mallorca?" Sie sah mich glücklich an. "Ja, mit dir. Du willst es doch auch, oder?" Ich drückte sie an mich. Und als meine Hände an ihrem lindgrünen Sommerkleid, das zu ihrer Bräune gut passte, von oben nach unten zärtlich entlangfuhren, fühlte ich darunter nur blanke Haut, keinen Ansatz von einem Slip. Sie blinzelte mich an, als wolle sie sagen: Das gefällt dir doch. "Tust du mir einen Gefallen?" flüsterte sie mir ins Ohr. "Welchen du willst", flüsterte ich zurück. "Bitte ...
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