Treibjagd (4)
Datum: 10.06.2019,
Kategorien:
Medien,
Autor: Anonym
... auf die Stelle, wo er mir ganz gerne was reinstecken würde. Ich verstehe. Karriere ist wichtiger als Mut und Menschlichkeit.
Er wird von einem weiteren Mann aus seiner Verlegenheit erlöst. Es ist ein kleiner Dicker mit abgewetzter Uniform, der zuerst mich und dann ihn fröhlich angrinst und sagt:
„Ich bin die neue Wache, ich soll hier aufpassen, dass die Mittäterin nicht abhaut, bevor der Fall aufgeklärt ist. In 30 Minuten werde ich abgelöst, damit ich nicht verdurste, hä, hä.“
Jetzt bin ich also schon Mittäterin. Das wird ja immer besser. Die Tür zur Treppe steht jetzt sperrangelweit auf. Unten ist das große Fressen und Saufen angesagt. Auf der Tafel dampfen Knödel, Soßen Wildbret und diverse Früchte. Bier und Wein in Flaschen und Krügen machen die Runde. Ich habe einen Riesenhunger! Aber Wildschwein könnte ich nicht essen. Nie mehr! Vielleicht ist es Marga!
Der Dicke geht langsam um mich herum, schüttelt den Kopf und murmelt vor sich hin:
„Dass ich mich einmal von einem dürren nackigen Weib vom Saufen abhalten lassen werde, das hab ich mir im Leben lang nicht träumen lassen.“
Bin ich etwa daran jetzt auch schuld?
„Meinetwegen können Sie gerne verschwinden“, sage ich genervt, „ich brauche Sie nicht.“
„Nein, nein. So war es doch auch nicht gemeint. So richtig dürr sind Sie ja auch gar nicht, junge Frau, nur, bei mir muss da schon richtig was dran sein, an einer Frau. Was zum Ranfassen, tonnenschwere Titten und ein großer warmer Arsch, der die Kuhle in ...
... meinem alten Bett richtig ausfüllt. Na ja, ganz hübsch sind Sie ja schon. Ich glaube, ich habe Sie schon mal gesehen, kann das sein? Ach nein, das war ja in so einem amerikanischen Film. Tschoodi Förster hieß die, oder so ähnlich. Von der schwärmt nämlich mein Sohn, der Jürgen, immer. Einmal im Film war sie auch nackig, in einer Bar. Davon träumt er, der Jürgen…“
Er hat davon so einen Videofilm. Nichts für mich, ist aber auch so ein schmales Hemd, wie du.
„Jodie Foster?“ frage ich nach, „Nein, die bin ich nicht, will ich auch nicht sein, ich heiße Maike. Könnten Sie mal bitte das Fenster öffnen, ich brauche frische Luft. Der ganze Qualm von den Wandfackeln zieht hier herauf.“
Ich will versuchen, mit dem Mann ins Gespräch zu kommen, um etwas mehr über meine Lage zu erfahren.
„Was soll denn heute Nacht noch so abgehen, bei der Feier? Ist Ihr Jürgen heute auch hier?“ frage ich vorsichtig und beiläufig. Eine kleine Hoffnung. Ein Fan von meinem Ebenbild?
„Nein, der Jürgen, der hält nichts von der Jagd, der kann kein Blut sehen, sagt er immer, der dumme Kerl. Jagd ist Leben!“
„Und Tod“, sage ich, „kommt ganz drauf an, wo man steht, ob vor oder hinter der Flinte.“
Der Dicke schnauft: „Weicheier!“ Dann, etwas freundlicher: „Was heute noch los ist? Ganz große Sache! Unser Ulf hat eine Truppe Frauen eingeladen. Richtige Vollweiber sollen das sein. So eine Naturgruppe, angeblich neumodische Hexen. Irgendwas mit „Wichsen“, na meinetwegen sollen die jungen Kerls ruhig ...