1. Nette Nachbarn


    Datum: 06.03.2018, Kategorien: Hausfrauen Autor: byAmonasro

    ... ihn zu sein. Ich fragte auch nicht weiter nach.
    
    Was mir aber schon sehr auffiel war, dass er sich immer nur um Haus und Garten, während Christine sich nur um die Kinder kümmerte. Gemeinsam miteinander sprechen sah ich sie kaum. Das sollte nicht heißen, dass sie kein gutes Verhältnis zueinander hatten, im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, zwischen ihnen herrschte eine stille Harmonie, aber wirklich ‚stille'.
    
    An einem Abend, als wir wieder zu zweit bei einem Bier plauderten und die Gelegenheit günstig war, kam ich auf das Thema, dass es zwischen ihm und seiner Frau so harmonisch zugehe. Karl seufzte und meinte, Christine sei wirklich eine gute Seele, so genügsam und geduldig. Er könne sich keine bessere Partnerin wünschen.
    
    Ich schwieg und genoss mit ihm diese Harmonie.
    
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    Meine Firma hatte mir für das Stadttheater Karten geschenkt. Es waren Logenplätze für ein Schillerdrama. Und davon zwei Stück.
    
    Zwei Stück!
    
    Warum geben sie mir zwei Stück?
    
    Sie wussten doch, dass ich geschieden war und alleine lebte.
    
    Ich fragte Karl, ob er an einem Klassik-Theaterabend Interesse hätte. Obwohl, die Antwort hätte ich mir schon im Voraus selber geben können.
    
    Nee, ist nicht so sein Ding.
    
    Aber er wollte Christine fragen, die ist in Kulturdingen gebildeter und kommt ohnehin zu wenig aus dem Haus und von den Kindern weg.
    
    Na gut.
    
    Karl kam anschließend und beschied mir, dass Christine überlegte, mitzukommen, wenn Karl die Kinder alleine ins Bett ...
    ... brächte.
    
    Also war ausgemacht, dass Karl die Kinder ins Bett brachte und Christine kam mit ins Theater.
    
    Im Stillen fragte ich mich, was ich denn mit Christine den ganzen Abend reden sollte.
    
    Naja, wir gingen ins Theater, da muss man auch nicht viel reden.
    
    Ich holte Christine um 18:30 Uhr von der vorderen Gartentüre ab und öffnete ihr als alter Kavalier die Türe zu meinem Auto. Es war warm und das Wetter trocken und Christine trug ein luftiges Sommerkleid und Schuhe mit Absätzen. Im Auto merkte ich, dass sie auch Parfum genommen hatte.
    
    Sie schien diesen Abend wirklich zu genießen, und das konnte ich ihr auch gar nicht verübeln.
    
    Immer nur Kinder und Haushalt, da war sie wohl sehr froh, eine Möglichkeit auszugehen zu bekommen.
    
    Es war dann ein nettes Gespräch mit Christine im Auto, sie war wirklich gebildet und offenbar an vielen verschiedenen Themen interessiert. Sie wusste Bescheid über die Politik und auch über Schiller und seine Stücke konnte sie erzählen.
    
    Alle Achtung, dachte ich, da glaubt man, die Frauen verdummen im Haushalt und dann zeigt mir Christine, wie leicht man sich da verschätzen kann.
    
    Ich schmunzelte in mich hinein.
    
    Im Theater fanden wir bald unsere Loge, wir hatten die Plätze in der zweiten Reihe. Ich bot Christine den Platz mit der besseren Sicht an.
    
    Die Vorstellung war sehr gut, die moderne Regie war zwar nicht nach meinem Geschmack -- ich bevorzuge eher traditionelle Aufführungen -- aber Christine erzählte mir während der Pause so einiges ...
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