1. Schrankdienst


    Datum: 09.07.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: bynachtaktiv

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    Diese Geschichte erschien erstmals 2012 unter dem Pseudonym GudrunGanzglatt.
    
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    Susanne, Auszubildende im dritten Lehrjahr, vor zwei Wochen achtzehn Jahre alt geworden, war auf dem Weg zur ersten Nachtschicht ihres Lebens.
    
    Chemie war schon in der Schule das einzige Fach gewesen, welches Susanne wirklich interessierte. Chemie als Leistungskurs war da die logische Ergänzung, und über die Berufswahl gab's keine Diskussionen: Chemiefacharbeiterin. Das war was Handfestes. Und darauf konnte man später aufbauen. Vielleicht sogar ein Studium? Alles war möglich.
    
    In dem großen Chemiewerk bestand die Ausbildung aus zwei Blöcken die sich abwechselten, und jeweils mehrere Wochen dauerten. Theorie (Ausbildungszentrum) und Praxis (Produktionsbetrieb).
    
    In Susannes Betrieb gab es fünf Schichten. Diese wechselten sich auf Früh-, Spät-, und Nachtschicht ab. Zwei Schichten hatten also immer frei, während die anderen arbeiteten. Für Susanne war das alles noch ein bißchen fremd, aber man würde ihr schon helfen. Immerhin kannte sie alle Mitarbeiter von einem vorigen Arbeits-Block schon. Damals war sie noch auf der normalen Tagschicht, und so hatte sie die verschiedenen Schichten kennen gelernt. Und zu ihrer großen Freunde kam sie auf die Schicht B, die von allen die Lustigste war.
    
    Während sich die Männer in einem separaten Gebäude umzogen, hatte man für die Frauen im Betrieb einen eigenen Umkleideraum mit Dusche geschaffen. Im ...
    ... Produktionsbereich arbeiteten nicht immer Frauen. Zuletzt waren es nur zwei gewesen. Eine davon war inzwischen Mutter, und dachte überhaupt nicht mehr ans Zurückkommen. Die andere hatte gekündigt, und war ihrem Freund hinterhergezogen. Susanne hatte die Umkleide also für sich alleine, und sich dementsprechend breit gemacht.
    
    Ein letztes Mal betrachtete sich Susanne im Spiegel. Eigentlich bin ich ein richtig sexy Kracher, dachte sie für sich. Aber in den Klamotten (graue Latzhose, graues Shirt, schwere Schuhe mit Stahlkappen) sehe ich aus, wie ein naßgewordener Sylvesterböller. Die Haare mit Gummis im Nacken fixiert, null Make-up, und die Nägel nur mit farblosem Lack angemalt, so fühlte sich Susanne selbst fremd.
    
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    Vor der Schicht trafen sich die Männer im Aufenthaltsraum. Dort wurde in Ruhe die letzte Zigarette geraucht, die Kaffeemaschine blubberte vor sich hin, es wurde in Zeitungen geblättert, und manchmal machte einer noch für ein paar Minuten die Augen zu.
    
    Susanne blieb an der Türe stehen. Alle Blicke richteten sich auf sie, während sie ihren neuen Kollegen auf Zeit mit einem Lächeln zuwinkte.
    
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    "Ah, mein Kuschelkäfer ist da", rief Karl laut in den Raum, und fächelte mit seinen mächtigen Pranken Susanne zu sich.
    
    Susanne grinste jetzt übers ganze Gesicht. Wieder hatte sie Glück. Nicht nur, daß sie auf ihrer Wunschschicht gelandet war, nein, sie hatte auch Karl als Paten zugeteilt bekommen. Als Pate hatte er die Aufgabe, sich um Susanne zu kümmern, ihr so viel wie ...
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