1. Schrankdienst


    Datum: 09.07.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: bynachtaktiv

    ... taten, und ein neuer 'running gag' geboren war. Zumindest für einige Zeit.
    
    "So Männer", rief Dieter, und stand auf. "Dann wollen wir denen da oben mal zu ihrem Feierabend verhelfen." Er schaute sich zu Susanne um und machte eine einladende Handbewegung. "Darf ich bitten, Madame?"
    
    *
    
    Karls Aufgabe an diesem Tag bestand darin, mit einer Kladde bewaffnet den Außenbereich der Chemieanlage abzugehen. Wenn man bedenkt, daß die Grundfläche der Anlage etwa einem halben Fußballfeld entsprach, und dann noch etliche Etagen in die Höhe ging, kann man sich vorstellen, daß diese Rundgänge nicht mal eben in einer halben Stunde erledigt waren.
    
    Mit Susanne im Schlepptau begann Karl seine Arbeit. Schaute hier, schaute dort. Notierte sich Zahlen auf seiner Kladde, und bei allem, was er machte, erklärte er Susanne, was er tat und warum er es tat. Und wenn sie es beim ersten Mal nicht verstanden hatte, dann versuchte er es ein zweites Mal.
    
    Irgendwann kamen sie in einen Bereich, den Susanne noch nie kennen gelernt hatte. Durch lange dunkle Gänge, an Räumen vorbei, die mit allerlei Gerät vollgestopft waren. Das Licht war schummerig, jede zweite Neonlampe defekt.
    
    "Hier war früher das Materiallager", sagte Karl, und ging in einen Raum hinein. Dieser hatte im Eingangsbereich eine Theke, dahinter waren im Halbdunkel meterhohe Regale zu sehen. An den Wänden aufgereiht ein Metallschrank nach dem anderen.
    
    Susanne stützte sich mit den Ellenbogen auf der Theke ab, und ließ den Blick ...
    ... durch den Raum schweifen. Dann sah sie etwas, was ihre Neugier weckte. Sie ging durch die Flügeltüren der Theke.
    
    "Was ist denn das?", fragte sie, als sie in der hinteren Wand vor einem riesigen Holzschrank stand. "Was macht der denn hier?"
    
    "Ein Überbleibsel aus alten Tagen", antwortete Karl. "Eigentlich müßte der schon längst entsorgt werden. Du weißt, Holz haben wir hier nicht gerne im Betrieb. Wegen der Brandgefahr."
    
    Inzwischen war Susanne so neugierig, dass sie versuchte die Tür aufzumachen. Entweder sie klemmte, oder aber sie war abgeschlossen. Susanne schaute sich die Seiten des Schrankes an, und bemerkte eine Klappe, die sich mittels Scharnier öffnen ließ. Etwas aufgeregt kniete sich Susanne auf den Boden, und versuchte durch die offene Klappe im Schrank etwas zu erkennen.
    
    "Gibst du mir mal deine Lampe?"
    
    "Laß uns gehen. Hier gibt's doch nichts zu sehen", entgegnete Karl, und machte Anstalten den Raum zu verlassen.
    
    "Was bist du denn so komisch mit einmal?" Susanne schüttelte verwundert den Kopf.
    
    "Ach. Also das hier ist echt nichts für Lehrmädchen." Karl wand sich wie ein Aal. "Ich komme in Teufels Küche, wenn überhaupt nur rauskommt, daß ich mit dir hier war."
    
    "Ich dachte, du vertraust mir?" Susanne war eingeschnappt. "Ich hätte dich schon ein paar Mal hinhängen können! Und das weißt du auch."
    
    "Meinentwegen", sagte Karl, und verdrehte die Augen. "Aber darüber mußt du echt den Mund halten. Ehrlich! Das kann mich den Job kosten, wenn das rauskommt. ...
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