1. Opernnacht-Der Wendepunkt


    Datum: 22.04.2018, Kategorien: Schamsituation Autor: Anonym

    ... vom Kopf hingen.
    
    Der Abend war vorbei!
    
    Aber sowas von!
    
    Als sie gerade überlegte auf welche Art und Weise man auf einer Provinzstraße schnellen Selbstmord begehen konnte, kam plötzlich ein Auto aus der Ödnis.
    
    Es war ein schwarzer Fiat Punto.
    
    Irrte sie sich oder wurde das Fahrzeug langsamer, als es sie mit seinen Scheinwerfern erfasste?
    
    Tatsächlich hielt der schwarze Wagen, als er auf ihrer Höhe angekommen war.
    
    Langsam wurde die Scheiben heruntergelassen, ein braungebrannter No-Brainer grinste sie mit einem schleimigen Lächeln an.
    
    "Na, Sweety, schon was vor?", fragte er, seine Würde nihilierend.
    
    "Ja, dir in die Eier treten!", hätte sie am liebsten geantwortet, doch stattdessen keuchte sie nur angewidert auf.
    
    Andererseits litt sie den ganzen Abend schon unter chronischer Langeweile und vielleicht war das die einzigartige Gelegenheit, den Theaterschauspielern zu entkommen und gleichzeitig vielleicht auch noch Simon eins auszuwischen.
    
    "Wohin?", fragte sie diese Karikatur eines Mannes.
    
    "Gibt's hier irgendwo einen Nachtclub?"
    
    Es gab wohl einen.
    
    Zumindest wurde das blancoweiße Grinsen von Mr. Bombastic noch breiter und er machte eine einladende Handbewegung.
    
    Lilli stieg entschlossen ein, zur Not würde sie diesen hechelnden Sklaven seiner Hormone schon auf Distanz halten können, zumal sie immer eine Dose Pfefferspray in ihrer Handtasche mit herumtrug.
    
    Sie fuhren aus der Ortschaft hinaus, wohl in das benachbarte, etwas größere ...
    ... Städtchen.
    
    Mr. Bombastic war glühender Anhänger von Duck Sauce und den dazugehörenden "hämmernden Beats", so dass sich Lilli vom Regen in die Traufe geraten vorkam, als sie in die Nacht brausten.
    
    Ihre Begleitung schien über alle Maße stolz, dass sein abgegriffener Anmachspruch das wohl erste mal zu Erfolg geführt hatte, zumindest sprach er ehrfürchtig kein Wort mehr mit ihr.
    
    Nach etwa 20 Minuten kamen sie an ein großes, rotbeleuchtetes Gebäude in barockem Stil mit allem Schnickschnack samt Kaskaden, Stuck und Wasserspeiern vor dem Scheinwerfer kreisten und bizarr neonhell den schwarzen Nachthimmel durchschnitten.
    
    Auf dem Parkplatz lauerte bereits ein in rotgoldenen Samt gekleideter, stilecht mit Perücke und Puder einbalsamierter Angestellter des Nachtclubs (so vermutete Lilli zumindest) und wies ihnen mit einem Lächeln und einem Wink mit seinen weißen Handschuhen eine frei Lücke.
    
    Als sie ausstiegen dröhnte ihnen bereits die Schlußarie von Tosca entgegen, in der sich Maria Callas die Stimmbänder aus dem Leib sang und überall, auch auf dem schmalen Grünstreifen zwischen Parkplatz und Hauptstraße standen diejenigen Leute, die sie eigentlich bloß aus exklusiven Atelierpartys kannte, nämlich aufgepompt und herausgeputzt, mit lauten Stimmen, kehligem Gelächter und vollen Geldbörsen.
    
    Lilli war von Sinnen, da konnte die Retro-Bunker-Party ihrer Kommilitonen natürlich nicht mithalten.
    
    "ThE OpErA" prangte in grellroten Buchstaben auf dem schräg gehaltenen Flachdach, das sich ...
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